Rüdiger, Wolfgang (Hg.)

Musikvermittlung – wozu?

Umrisse und Perspektiven eines jungen Arbeitsfeldes

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2014
erschienen in: das Orchester 07-08/2014 , Seite 66

Der Begriff der Musikvermittlung hat sich fest in unserer Musikkultur etabliert und wird im schulischen wie außerschulischen Bereich umso dringlicher favorisiert, wie das Interesse an klassischer Musik und die Bereitschaft, sich mit dieser aktiv auseinanderzusetzen, schwinden. Kein Konzert- oder Opernhaus kann es sich heute leisten, auf eine konzertpädagogische Abteilung zu verzichten, und selbst kleinere Orchester greifen auf derartige Kompetenzen im Überlebenskampf für unser kulturelles Erbe zurück. Nicht nur für jene stellt diese jüngste Veröffentlichung eine un-schätzbare Hilfe dar, sondern auch für Lehrende und Lernende an musik-und instrumentalpädagogischen und künstlerischen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen. Vielfältigste Expertenerfahrungen, Arbeitsfelder, Methoden, Medien und – aktuell besonders im Fokus – Qualitätskriterien werden sachlich auf hohem Niveau diskutiert und unter historischen und zukunftsweisenden Gesichtspunkten systematisch betrachtet.

Das Vorhaben des Herausgebers, dem Musikleben neue Impulse zu verleihen, ist hervorragend gelungen. Wolfgang Rüdiger (sehr informatives Vorwort „Zum Begriff Musikvermittlung und zu den Beiträgen dieses Bandes“) hat in der Wahl der Autoren eine sachkundige Hand bewiesen, sodass die Breite dieses jungen Arbeitsfeldes trefflich erfasst wird. Für den notwendigen Tiefgang sorgen die jeweiligen Autoren selbst, von denen sich viele in der einschlägigen Szene längst einen Namen gemacht haben. Alle Beiträge dieses Bandes beruhen auf Vorträgen des Symposiums „Musikvermittlung wozu?“, das imJuni 2013 an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf stattgefunden hat.

Im Einzelnen sind dies: Reinhart von Gutzeit („Musikvermittlung – was ist das nun wirklich?“), Ernst Klaus Schneider („Kann man Musikvermittlung lernen?“), Holger Noltze („Furchtbare Vereinfacher, galoppieren-der Reduktionismus. Kritik einer Vermittlung ohne Kriterien“), Constanze Wimmer („Adaptives Aushandeln statt normativem Bewerten. Die Praxis der Musikvermittlung ist bunter als ein Schwarz-Weiß-Raster“), Barbara Stiller („Musikvermittlung: Am Anfang war das Modewort. Versuch einer kritischen Chronik“), Bianka Wüstehube („Musikvermittlung im Kontext Musikschule“), Christoph Richter („Genießen – Erleben – Erkennen – Deuten. Versuch, die Aufgaben und Chancen der ‚Musikvermittlung‘ für erwachsene Laien zu bestimmen“) sowie Michael Schmidt („Wege multi-medialer Musikvermittlung“). Sie alle fügen aus ihrem jeweiligen Spezialgebiet Bausteine hinzu, die das „Gebäude“ Musikvermittlung stabilisieren helfen.

Die Frage, ob wir uns heute in dessen Unter-, Mittel- oder Obergeschoss befinden, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden und bleibt spannend zu verfolgen. Möge dieses Buch von vielen gelesen werden und weitere Architekturideen nach sich ziehen!

Ulrike Schwanse