Musikland Baden-Württemberg

Basis und Spitze, herausgegeben von der Internationalen Bachakademie Stuttgart durch Norbert Bobin und Andreas Bomba, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Kohlhammer, Stuttgart 2006
erschienen in: das Orchester 09/2007 , Seite 78

Was Wolfgang Rihm, Helmuth Rilling und Tabea Zimmermann gemeinsam haben? Sie wurden in Baden-Württemberg geboren und tragen zum hohen Ansehen dieses Bundeslandes als einer bedeutenden Musikregion Deutschlands bei. Dazu gehören natürlich noch weitere einheimische und zugezogene Künstler, etwa die Dirigenten Frieder Bernius, Jörg Faerber und Manfred Schreier, die Komponisten Adriana Hölszky, Klaus Huber, Helmut Lachenmann, Dieter Schnebel oder Mathias Spahlinger und die Violinistinnen Isabelle Faust oder Anne-Sophie Mutter, des Weiteren so unterschiedliche Opernensembles wie Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim, Stuttgart und Ulm, die einheimischen Orchester von internationalem Ruf (darunter das Freiburger Barockorchester, die beiden Orchester des SWR, das Stuttgarter und das Württembergische Kammerorchester) und Ensembles wie das Melos-Quartett oder das Trio Parnassus.
Als Musikinstitutionen von Weltgeltung sind in Baden-Württemberg darüber hinaus die Internationale Bachakademie und die Internationale Hugo-Wolf-Akademie beheimatet, und schließlich finden hier noch zahlreiche Musikfestivals statt. Dies und noch viel mehr (etwa die Südwestdeutsche Konzertdirektion von Michael Russ, die Musikverleger Günter Graulich und Friedrich Hänssler oder die Musikhochschulen und die Pflege zeitgenössischer Musik, wie Eclat in Stuttgart, das Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung in Freiburg, die Donaueschinger Musiktage) wird in diesem Band vorgestellt und damit belegt: Der Südweststaat darf sich zurecht als „Musikland“ bezeichnen.
Zu den Artikeln über einzelne Künstler und Institutionen kommen noch kurze Aufsätze zu weiteren Aspekten der hiesigen Musikszene, etwa die „Orgellandschaft“ und das „Chorland“ Baden-Württemberg. Dafür vermisst man die musikwissenschaftlichen Institute der Universitäten Freiburg, Heidelberg und Tübingen, deren Absolventen immerhin auch als Editoren an verlässlichen Notenausgaben beteiligt sind.
Der reich bebilderte Band lädt zum Schmökern ein, zumal die feuilletonistisch-leicht geschriebenen Beiträge der 14 Autoren unterhaltend und für jeden Musikfreund sehr gut verständlich sind. In gewisser Weise bestätigt sich in der bunten Vielfalt jener viel belächelte Slogan, wonach „wir alles können, außer Hochdeutsch“. Dass auch Letzteres gleichwohl möglich ist, belegt die beigefügte CD mit dem „Gesprächskonzert“ und einer gänzlich dialektfreien Einspielung von Johann Sebastian Bachs Kantate Lobe den Herren BWV 137 (Bach-Collegium Stuttgart und Gächinger Kantorei unter der Leitung von Helmuth Rilling).
Georg Günther