Kordula Knaus
Musikgeschichte „Barock“
Dieses gut 200 Seiten umfassende Buch von Kordula Knaus gehört in die Reihe „neuartiger Musikgeschichte“, so die Herausgeber-
innen Silke Leopold und Jutta Schmoll-Barthel im Vorwort. Das Format wendet sich an Studierende und allgemein Interessierte.
Die Autorin von Musikgeschichte „Barock“ ist Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Bayreuth. Sie informiert in gefälligem Schreibstil, gar nicht dozierend. Das Thema teilt sie in sechs Kapitel ein: 1. Barock – Musik – Geschichte. 2. Die Musikkultur der Barockzeit. 3. Barocke Stile. 4. Struktur- und Organisationsprinzipien. 5. Gattungen und Aufführungskontexte. 6. „Alte Musik“ aufführen.
Es ist nicht so, dass prinzipiell etwas Neues in diesem Buch zu lesen wäre: Aber es fasst den heutigen Stand des Wissens zusammen, darüber hinaus gibt es ein interessantes Kapitel über die historische Aufführungspraxis. Am Ende findet man im Anhang ein stattliches Verzeichnis von Literatur- und Notenausgaben. Damit ist es möglich, intensiver in einzelne Themen einzusteigen.
Der Auftakt des Buchs mit dem Kapitel „Was ist Barockmusik?“ gewinnt durch Zitate bedeutender, historischer Personen, respektive aus deren Traktaten oder Lexika – ein gelungener Einstieg in die Denkweise der Epoche. Die anschließende, exemplarische Analyse von Johann David Heinichens Serenata Diana su l’Elba zeigt das Werk als eine typische Komposition mit Repräsentationscharakter im italienischen Stil.
Am Beispiel von Henry Purcells Arie „When I Am Laid In Earth“ aus Dido und Aeneas rücken Denkfiguren, Affekte und Rhetorik in den Fokus. Genauer geht die Autorin auf die Verwendung des Lamento-Basses ein, den sie als affektvolle musikalische Darstellung der Trauer erläutert. Dabei spannt sie den Bogen bis hin zu Bachs Messe in h-Moll. Diese Art, in zeitlich weiter gefassten, größeren Zusammenhängen zu denken, ist charakteristisch für die Behandlung vieler Themen und beim Lesen inspirierend.
Im Verlauf geht die Autorin auf Institutionen und Finanzierung des barocken Musiklebens ein, auf die Stilarten, die Konzertierformen und instrumentalen Formationen – Kompositionsprinzipien sowie Gattungen, auch Aufführungskontexte. Im Kapitel zur Aufführungspraxis kommt das spannende Thema der Vielfalt historischer Stimmungen zur Sprache. Darüber hinaus Verzierungspraktiken und Bogentechniken. Alles Themen, die nicht zuletzt Praktizierende interessieren dürften.
Fazit: Ein gut bestücktes, komplexes Buch über die vielfältigen musikalischen Erscheinungsformen der Barockzeit, in dem man sich gerne ein- und festliest.
Felicitas Zink