Spahn, Claudia / Bernhard Richter / Eckart Altenmüller (Hg.)
MusikerMedizin
Diagnostik, Therapie und Prävention von musikerspezifischen Erkrankungen
Ohne die Musiklehrer an allgemein bildenden Schulen mitzurechnen, gibt es in Deutschland etwa 120000 professionelle Musiker. Auch wenn gesicherte Zahlen bislang nicht vorliegen, so ist doch davon auszugehen, dass in Deutschland nicht annähernd genauso viele Menschen ihr Brot und ihre Butter als Profisportler verdienen. Dazu steht in einem erheblichen Missverhältnis, dass für Profi- und Leistungssportler schon seit über 70 Jahren ein hoch strukturiertes medizinisches Angebot, die Sportmedizin, zur Verfügung steht.
Die Musikermedizin ist eine vergleichsweise sehr junge Richtung, die auch aufgrund der großen Vielzahl unterschiedlichster Problemstellungen nie die Konturschärfe einer medizinischen Zusatzbezeichnung erlangen wird. Die in diesem Feld tätigen Spezialisten nehmen diese Herausforderung an, denn der Bedarf ist erheblich und guter Rat für den erkrankten Musiker oft teuer, zumal nur wenige professionelle Helfer (Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, paramedizinische Helfer) um die spezifischen Leistungsanforderungen wissen, welche Berufsmusik von Körper, Geist und sozialem Umfeld abverlangen.
Das von Claudia Spahn, Bernhard Richter und Eckart Altenmüller nun herausgegebene Kompendium MusikerMedizin schafft hier eindrucksvoll Abhilfe. Auf mehr als 400 Seiten gelingt eine komplette Darstellung aller wichtigen Themengebiete, die für Berufsmusiker (und für die fast eine halbe Million musikalischer Laien, die in Fachverbänden organisiert sind) von Bedeutung sind. Alle Autoren sind sämtlichst anerkannte Experten, Ärzte, Therapeuten und selbst oft gleichzeitig ausübende Musiker. Zugleich sind sie allesamt dem Gedanken der Interdisziplinarität verpflichtet, einem Grundkennzeichen moderner Hilfsangebote, das gerade im Bereich der Musikermedizin und Musikphysiologie gut etabliert ist: Im Einzelnen finden sich nebeneinander Kapitel zu Psychosomatik, Psychiatrie, Innere Medizin, Neurologie, Orthopädie, Handchirurgie, Augenheilkunde, Zahnheilkunde, Dermatologie, Phoniatrie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde etc. Relevante Störungsbilder werden zum einen daraufhin untersucht, inwieweit sie selbst durch das Musizieren mit verursacht sein können, zum andern werden Krankheiten unter dem Aspekt besprochen, in welcher Weise sie das Musikmachen erschweren oder gar verunmöglichen können.
Die Inhalte sind maximal aktuell fundiert und die umfänglichen Quellenhinweise erlauben es dem Interessierten jederzeit auf aktuelle Studienergebnisse zurückgreifen zu können: State of the Art, wie man es sich wünscht. Besonders hervorzuheben sind die Grundlagenkapitel, die sich mit Entstehung und folgerichtig der Verhinderung von Erkrankungsbildern befassen, ein Ansatz, der vielen anderen medizinischen Fachbüchern zu wünschen wäre. Empfohlen sei dieses Buch daher allen, die sich mit Diagnostik und Therapie bei Musiktreibenden nützlich machen: vom niedergelassenen Hausarzt und der Psychotherapeutin bis hin zu musikermedizinischen Spezialzentren. Aber auch für Laien, Betroffene, Versicherungsfachleute wie auch Orchestermanager ist dieses Buch in seiner klaren und gut verständlich geschriebenen Art hochgradig empfehlenswert.
Peer Abilgaard