Schweikert, Uwe / Berthold Warnecke (Hg.)

Musik und Szene Münster 1992-2004

Musiktheater - Szenische Konzerte - Symphoniekonzerte

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: agenda, Münster 2004
erschienen in: das Orchester 02/2005 , Seite 70

Will Humburg hat die Musikstadt Münster geprägt – als GMD des Symphonieorchesters und als Musikchef an den Städtischen Bühnen. Er verließ die westfälische Metropole mit Ende der
Saison 2003/04, um künftig freischaffend tätig zu sein – u.a. wird er an der Deutschen Oper Berlin als Dirigent am Pult stehen.
Das Buch Musik und Szene Münster 1992-2004 dokumentiert seine 12-jährige „Ära“. Die Publikation berücksichtigt alle Projekte des ungemein fleißigen, aber auch ehrgeizigen und künstlerisch hochrangigen „Generals“, der zum Theater in der Provinz ein alles andere als provinzielles Niveau beitrug. Wenn eine Fachzeitschrift wie Opernwelt bei der Saisonumfrage an die bundesweite Kritik das „Stadttheater“ ganz allgemein an die Spitze setzt, dann ist dies Dirigenten vom Rang eines Will Humburg zu verdanken. Dieser Musiker wurde bei Horst Stein und Christoph von Dohnanyi ausgebildet, ab Mitte der 80er Jahre arbeitete er als Gastdirigent im In- und Ausland. 1988 wurde er künstlerischer Direktor am Teatro Communale in Alessandria (Piemont), vier Jahre später wechselte er nach Münster. Er gastierte in den Folgejahren u.a. in Rom, Lissabon, Mailand, Stuttgart, Budapest und Dresden – sämtlich erste Adressen für Musik/Theater. Dass er auch einen hohen Stellenwert bei CD-Aufnahmen einnimmt, ist an Beispielen von Gesamtaufnahmen bei Naxos (Verdi, Rossini, Puccini) abzulesen.
Das Buch will die „Epoche“ Humburgs unter verschiedenen Aspekten erläutern und loben. Detlef Brandenburg, Wolfgang Haendeler, Dietrich Hilsdorf, Michael Struck-Schloen und andere Autoren beleuchten die Arbeitsweise und den „Typ Dirigent“ aus der Innen- und der Außenansicht. In vielen Beiträgen wird über die Zusammenarbeit mit Humburg berichtet, dessen unbedingtes Streben nach Perfektion (mit einem doch eigentlich nur mittelgroßen Orchester) den Stil und das Profil des Musiktheaters in Münster und der sinfonischen Programme prägte.
Humburg, der ein Faible für szenische Aufführungen im „normalen“ Konzertprogramm besitzt, hat sich durch ein enormes Repertoire gearbeitet – von Beethoven bis Corghi, von Debussy bis Honegger, von Bruckner bis Verdi, von Gerswhin bis Zimmermann, von Penderecki bis Wagner, von Dallapiccola bis Weill. Offen für alles? Oder gibt es doch Favoriten, die aus verschiedenen Jahrhunderten stammen?
Humburg engagierte sich stets für außerordentliche Leistungen, die Orchester, Solisten und Chöre umfassten. Ob er sich „nur“ einer Operette widmete oder dem Ring des Nibelungen – mit gleichem Brio und unermüdlicher Forderung an alle Interpreten nach „the Best“ bewältigte er die unterschiedlichen Aufgaben. Das machte seine Originalität und die musikalische Potenz aus. Scheinbar stand hinter jeder Einstudierung der Auftrag, das Klischee von Provinz an einem ganz normalen Theater- und Orchesterbetrieb zu widerlegen.
Humburg selbst schreibt: „Wenn man ein Projekt angeht, gibt es immer drei Möglichkeiten: Entweder es wird ein Flop oder es wird ganz ordentlich, vielleicht aber auch ein richtig großer Erfolg.“ Im Nachhinein darf man sagen: Humburg hat fast nur Erfolge eingefahren. Die Oper in Münster wurde zum kulturellen Aushängeschild.
Jörg Loskill

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