Genzmer, Harald

Musik für Violoncello, Kontrabass und Klavier

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Thorofon CTH 2529
erschienen in: das Orchester 07-08/2006 , Seite 92

Harald Genzmer hat sich in seinem umfangreichen Kammermusikœuvre immer wieder einzelnen Instrumenten gewidmet. In seinen Kompositionen erkundet der letzte noch lebende Schüler Paul Hindemiths die individuelle Klangsprache der jeweiligen Blas- und Streichinstrumente. Lyrische Momente wechseln in seinen Kompositionen mit stark motorisch geprägten Satzbildern. Die Musik wird häufig spielerisch entwickelt; Freude am Experiment zählt zu den charakteristischen Eigenschaften des Komponisten Harald Genzmer. Einzelne motivische Gedanken dienen im mehrstimmigen, linearen Satz als Ausgangspunkt. Genzmer geht häufig von traditionellen Formmodellen wie Sonate oder Variationensatz aus, legt diese jedoch nicht unkritisch seinen Werken zugrunde.
Martin Ostertag, Nabil Shehata und Oliver Triendl haben auf der bei Thorofon veröffentlichten CD eine bemerkenswert authentische Interpretation von Genzmers Kammermusikwerken für Violoncello, Kontrabass und Klavier eingespielt. Insgesamt fünf Werke dokumentieren auf dieser CD Genzmers Auseinandersetzung mit den tiefen Streichinstrumenten. Die frühe erste Sonate für Violoncello und Klavier in drei Sätzen entstand bereits 1953. In kurzer Folge komponierte Genzmer die zweite Sonate für Violoncello (1976/77), die Sonate für Kontrabass und Klavier (1980) und die Fantasie für Kontrabass und Klavier (1980). Die Sechs Bagatellen für Violoncello und Kontrabass (1985) heben sich von der absoluten Instrumentalmusik durch ihre die musikalische Atmosphäre umschreibenden Titel ab.
Ostertag, Shehata und Triendl werden in ihren Aufnahmen Genzmers Werken in jeder Hinsicht gerecht. Der erste Solobassist der Berliner Philharmoniker, Nabil Shehata, gewinnt mit technischer Souveränität und musikalischer Einfühlsamkeit Genzmers Musik jede nur erdenkliche Facette ab. Der Höreindruck lässt vergessen, dass der Kontrabass gelegentlich mit Behäbigkeit assoziert werden kann: Der Gestus ist lebendig, die Tongebung klar und die Balance zwischen dem Streichinstrument und dem Klavier überzeugend. Der Pianist Oliver Triendl, der sich seit langem für Genzmers Werke einsetzt, harmonisiert in den Sonaten für Violoncello und Klavier auch mit Martin Ostertag und arbeitet die Linienführung in Genzmers Kompositionen deutlich heraus. Sein aufmerksamer Duo-Partner Ostertag interpretiert seinen Part äußerst differenziert. Sein warmer Ton und leidenschaftliches Musizieren sind ein Gewinn für Genzmers musikalische Sprache und machen die Aufnahme zu einem Hörgenuss.
Felix Wörner

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