Musik für Oboe und Piano 1896-1999

Mit Werken von Frank Martin, Claus Kühnl, Matthew Greenbaum, Frank Michael Beyer, Elliot Carter u. a.

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Antes BM 31.9199
erschienen in: das Orchester 04/2005 , Seite 91

Fabian Menzel, bis vor kurzem viele Jahre lang Solo-Oboist des RSO Frankfurt, und sein Pianist Bernhard Endres legen hiermit eine weitere CD ihrer als „Anthologie“ (Booklet) bezeichneten Reihe vor. „Anthologie“ bedeutet laut Lexikon eine „Sammlung thematisch ausgewählter Gedichte, Sprüche“ bzw. Kompositionen. „1896-1999“ heißt die Thematik dieser CD; es handelt sich also lediglich um eine zeitliche Einordnung.
Unter dem Titel „Musik im 20. Jahrhundert“ hatten die beiden Interpreten bereits vor wenigen Jahren eine CD mit Werken aus dem österreichisch-ungarischen Raum vorgestellt. Wesentlich polyglotter gibt sich dagegen diese neue Veröffentlichung, die u. a. Werke bekannter Komponisten wie Frank Martin, Charles Koechlin, Elliott Carter oder Witold Lutosl´awski enthält, andererseits aber auch eher unbekannte Namen vorstellt.
Da ist z. B. das Poem Kaddisch – ein jüdisches Totengebet – des ukrainischen Komponisten Alexandr Veprik zu nennen. Oder die 1973 geborene estnische Komponistin Mari Amor, deren zwei kurze Stücke aus dem Jahr 1999 sich ganz in Bahnen traditioneller Harmonik bewegen. Über Matthew Greenbaums sechs kurze Stücke Nod Quiet Ox (1994) ist im Booklet, das sich bei den anderen Komponisten lediglich auf biografische Details beschränkt, zu lesen: „Die Struktur des Werkes liegt im Quintenzirkel begründet.“ Und das heißt, dass weder Zwölftöniges noch gar Avantgardistisches zu erwarten ist. Auch die anderen Kompositionen bewegen sich im Bereich eher gemäßigter Moderne.
Fabian Menzel bewältigt große Intervallsprünge, extrem hohe Noten und gelegentliche Glissandi stets souverän. Moderne Spieltechniken wie Mehrfachklänge werden ihm bei diesen Stücken gar nicht erst abverlangt. So kann er sich bei seiner Interpretation ganz auf die unterschiedlichen Charaktere der Werke konzentrieren, was ihm in überzeugender Weise gelingt. Sein Pianist Bernhard Endres darf in einem Stück von Claus Kühnl auch schon einmal Saiten anreißen oder aufs Klavier klopfen. Das ist aber auch der Gipfel an Zeitgenössischem auf einer CD, die auf eindrucksvolle Weise demonstriert, „dass die moderne Oboe als Ausdrucksmittel von Grundmustern menschlichen Empfindens ihre Faszination für Komponisten auch in heutiger Zeit nicht verloren hat“ (Fabian Menzel).
Thomas Lang

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