Hurlstone / Lachner / Schreck / Spohr / Eylar
Musik für Fagott und Klavier
Musik für Fagott und Klavier
Der Böhme Wenzel Neukirchner, Fagottist und seines Zeichens Königl.-Württemberg. Hof- und Kammermusikus, schrieb im Jahr 1840 zum CHARAKTER des FAGOTTS: Das Erhabene, das Rührende steht aber oben an, und hierin steht der Fagott einzig unübertrefflich da in seiner Art [
]. Sein Ton ist edel, wie der keines anderen Instruments. Diese tief empfundene Aussage ist in ihrer Naivität gleichsam eine Liebeserklärung an das Fagott und wird mit Sicherheit auch heute noch von Fagott-Enthusiasten vorbehaltlos geteilt sicherlich aber auch mancherorts belächelt. In den seither vergangenen 160 Jahren wurde das Instrument natürlich nicht nur technisch und klanglich weiterentwickelt, sondern auch zu einem anerkannten Soloinstrument.
Ein Beweis dieser Tatsache ist diese Einspielung von Frank Forst und seiner Klavierpartnerin Yukiko Sano. Diese CD bewegt sich auf einem hohen musikalischen und instrumentalen Niveau. Das Programm beinhaltet bevorzugt romantische Werke der Fagottliteratur die oft unterschätzte Sonate in F-Dur des so früh verstorbenen William Hurlstone und die bedeutende Sonate op. 9 in Es-Dur von Gustav Ernst Schreck. Diese Musik des Leipziger Thomaskantors kann absolut in die traditionellen Formen und Strukturen der romantischen instrumentalen Kompositionen und deren Tonsprache eingereiht werden. Hinzu gesellen sich die beiden ausdrucksvollen und empfindsamen Charakterstücke von Ignaz Lachner und Louis Spohr.
Die Sonate für Fagott und Klavier von Leo Eylar, des 1958 in Los Angeles geborenen Dirigenten und Komponisten, entstand durch die Zusammenarbeit mit Frank Forst und auf dessen Wunsch nach einer großen neuen Sonate. Dieses Werk wurde Frank Forst gewidmet und von ihm im Jahr 2009 zur Uraufführung gebracht. Es ist zweisätzig Tempo rubato und Allegro vivacissimo und ermöglicht dem Interpreten, die klangliche Vielfalt des Instruments auszuschöpfen. Außerdem fordert die Komposition mit einem sehr hohen Anspruch die technische Fähigkeit und die bläserische Virtuosität des Solisten. Dies gelingt Frank Forst gemeinsam mit seiner Partnerin in dieser Ersteinspielung in hervorragender Manier.
Forst kommt aus der Fagott-Schmiede von Klaus Thunemann und war als dessen Assistent über Jahre an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin tätig. Außerdem war er von 1992 bis zu seiner Berufung als Professor im Jahr 2003 an die Musikhochschule Franz Liszt in Weimar als Solo-Fagottist des Berliner Sinfonie-Orchesters (heute Konzerthausorchester) tätig.
Die einzelnen Werke dieser Einspielung sind klar strukturiert, absolut texttreu und werden sowohl musikalisch als auch klanglich überzeugend dargeboten. Frank Forst spielt auf einem Fagott Mönnig del Sol. Es lohnt sich, diese exzellente CD anzuhören.
Alfred Rinderspacher