Meyer, Krzysztof

Musik für Bläser

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Intersound ISPV 194 CD
erschienen in: das Orchester 09/2008 , Seite 66

Der 1943 in Polen geborene, heute in Köln lehrende Krzysztof Meyer zählt zu den renommiertesten Komponisten seines Landes. Neben vielen Solokonzerten hat er zahlreiche Kammermusikwerke geschaffen, die oft in enger Verbindung zu deren Interpreten stehen. Dies gilt auch für seine jüngsten Werke, die durch die Begegnung mit dem japanischen Trio Okazaki entstanden sind. Im Frühjahr 2002 schrieb Meyer das dreisätzige Trio op. 98 für Oboe, Fagott und Klavier. Zwei Jahre später Duetti concertanti op. 101 für Fagott und Klavier. Die Metamorphosen für Altsaxofon und Klavier op. 102 aus dem Jahr 2004 sind John-Edward Kelly gewidmet, dem Solisten der Uraufführung seines Saxofonkonzerts. Das älteste Werk dieser CD ist die zweisätzige Sonata per flauti soli op. 52 von 1980, die von der Interpretin der Uraufführung 1985, Beate-Gabriela Schmitt, eingespielt wurde.
Dieser Querschnitt durch das kammermusikalische Schaffen der vergangenen Jahre zeigt deutlich, dass sich Meyers Musik, wie auch in den früheren Jahren, ganz auf sich selbst konzentriert und wesentlich vom Melodischen geprägt wird. Die Werktitel sind traditionelle Gattungsbezeichnungen wie Sonate, Trio, Duett. Außermusikalisches wird vermieden, auch in den einzelnen Satztiteln. Meyer beschränkt sich auf das jeweils Instrumententypische, reizt dieses aber optimal aus. Klangverfremdung liegt ihm fern.
So sind die fünf Sätze seiner Duetti concertanti eine Art Charakterstudie des Fagotts, dessen spezifischer Klang zu Beginn mit vibratogesättigten Haltetönen und elegischer Melodik zum Tragen kommt, ehe im Verlauf des Stücks die Verflechtung der Duo-Partner zunimmt. Der vierte Satz zeigt musikantische Partien, ehe der fünfte Satz wieder das kantable Element als ruhigen Ausklang bevorzugt. Den Interpreten gelingt in diesem Livemitschnitt eine intensive, technisch und tonlich äußerst überzeugende Aufführung des Werks. Gleiches gilt für das mit der Oboe komplett besetzte Trio Okazaki im Mitschnitt des Trios op. 98, dessen drei Sätze einen großen Spannungsbogen aufbauen, der auf den mit aufregendem Wechselspiel gestalteten Schlusssatz hinzielt. Klangliche Vielfalt gewinnen die zwei Sätze der Flötensonate durch den Einsatz der Piccolo- und Altflöte im zweiten Satz. Beate-Gabriela Schmitt erweist sich in diesem formal überschaubaren Solowerk als ausdrucksvolle und in der tiefen Lage mit sonorer Klangfülle musizierende Flötistin.
In den energiegeladenen Metamorphosen für Altsaxofon und Klavier wird musikalischer Zusammenhang und Zusammenhalt wie in anderen Kompositionen Krzysztof Meyers auch durch Zentraltöne gestiftet. Meyer negiert in dieser Duo-Komposition das süßlich-schwelgerische des Saxofonklangs und lenkt das Ohr auf das Konstruktive, das zu einem organischen Formverlauf führt, der nach zweimaligem Höhepunkt mit extrem großer Ruhe spannungsvoll ausklingt, beeindruckend dynamisch musiziert von dem Saxofonisten John-Edward Kelly und Bob Versteegh am Klavier.
Heribert Haase

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