Orff, Carl

Music from “Carmina Burana”

(Fortuna Imperatrix Mundi) für Blasorchester, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2008
erschienen in: das Orchester 09/2008 , Seite 64

Der Schott-Verlag präsentiert unter dem Titel Music from Carmina Burana eine Bearbeitung des amerikanischen Arrangeurs Jay Bocook. Aus dem ersten Teil „Fortuna Imperatrix mundi“ wurden die Sätze „O Fortuna“ und „Fortune plango vulnera“ mit einer Gesamtspieldauer von 4:45 Minuten für Blasorchester eingerichtet.
Bearbeitungen klassischer sinfonischer Werke haben längst in den Konzertprogrammen vieler Blasorchester ihren Platz. Es gilt zu beachten, dass es sich bei der vorliegenden Ausgabe um ein Arrangement handelt und nicht um eine Transkription. Während die Transkription anstrebt bzw. anstreben sollte, den Charakter des Originals weitestgehend zu erhalten, steht beim Arrangement die Anpassung an eine bestimmte Besetzungsform an erster Stelle. John Krance schreibt im Vorwort seiner 1967 ebenfalls bei Schott veröffentlichten Transkription der Carmina Burana für sinfonisches Blasorchester: „…habe ich versucht, den Geist, das Gefühl und den allgemeingültigen Charakter der originalen Partitur beizubehalten…“ Lediglich durch die Auswahl von zwölf Sätzen sollte „die Aufführungsdauer der üblichen Programmgestaltung der Blasorchester angeglichen werden“.
Mit seinem „easy arrangement“, wie es auf der ersten Seite zu lesen ist, offenbart dann Jay Bocook auch seine Intention: eine einfache, für viele Orchester spielbare Fassung zu schaffen. Damit gehen zwangsläufig Vereinfachungen einher: So gibt es nur zwei Horn- und zwei Posaunenstimmen, aus dem 4/2- wird ein 4/4-Takt. Kritisch wird es allerdings ab Takt 5, wo Fagott, Bassklarinette und Marimba die komplementäre Achtelrhythmik (Textzeile: „semper crescis aut decrescis“) weben: Sicherlich eine reizvolle Klangfarbe, dennoch werden – zumindest in Deutschland – in der Praxis wohl nur wenige Mittelstufenorchester über diese Instrumente verfügen, genauso wenig wie über drei Pauken. So ist zu befürchten, dass in Ermangelung dieser Instrumente diese immerhin 55 Takte nahezu ohne die vorgesehene rhythmische Struktur bleiben. Die Achtelrhythmik kommt dann ausschließlich im Altsaxofon vor. In völligem Gegensatz zum Original steht die Passage ab Takt 110 in Posaune und Saxofon (Textzeile: „verum est quod legitur“), die hier aus nicht nachvollziehbaren Gründen mit tenuto statt staccato bezeichnet ist.
Die Noten sind groß und das Notenbild übersichtlich, ebenso wie das Layout der Partitur. Fazit: Die vorliegende Bearbeitung ist unter „pädagogische Musik“ mit dem Schwierigkeitsgrad 3 einzuordnen. Eine optimale Orchesterbesetzung vorausgesetzt, ist es dem Arrangeur gelungen, ein stimmiges Klangbild anzulegen. Für gute Schul- oder Musikschulblasorchester, aber auch für ambitionierte Mittelstufenblasorchester ist das Werk allemal eine lohnende Aufgabe und eine Bereicherung des Repertoires.
Lutz Göhmann