Hanns Eisler
Music for Piano
Steffen Schleiermacher (Klavier)
Wenn es um Klaviermusik von 1900 bis zur Gegenwart geht, dann kann das Label Dabringhaus und Grimm auf Steffen Schleiermacher bauen. Die Aufnahmen des Pianisten, der auch selbst komponiert, sind bei MDG kaum noch überschaubar, dazu gehören die Ersteinspielung des gesamten Klavierwerks von John Cage ebenso wie Kompositionen von Federico Mompou, Joseph Matthias Hauer, Philip Glass oder Morton Feldman. Schleiermacher hat sich mit der indonesischen Klavieravantgarde ebenso befasst wie mit Musik um das Bauhaus. Schönberg und sein Schülerkreis haben zudem bei seinen Aufnahmeaktivitäten fast selbstverständlich eine wichtige Rolle gespielt. Nach vier CDs mit Liedern von Hanns Eisler mit dem Bariton Holger Falk befasst sich der aus Halle stammende Pianist nun mit dem Klavierwerk des Komponisten, der gemeinsam mit Johannes R. Becher die Nationalhymne der DDR schrieb. Im umfangreichen Œuvre von Eisler hat die Klaviermusik quantitativ neben den Vokalkompositionen vom Einheitsfrontlied zum Hollywood Songbook, Kammermusik (14 Arten den Regen zu beschreiben), dem sinfonischen Werk mit der bedeutenden Deutschen Sinfonie und Arbeiten für die Bühne (Musik zu Brechts Die Maßnahme) und nicht zu vergessen den Filmmusiken keinen großen Anteil, was indes nichts über ihre Qualität aussagt.
Die auf der CD versammelten Werke entstanden 1924 und 1947. Mit wenigen Ausnahmen sind diese Kompositionen von der Theorie seines Lehrers Arnold Schönberg, des Komponierens mit „zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“, inspiriert. Trotz aller ideologisch-politischen Gegensätze blieb Eisler Schönberg in seinem Komponieren immer wieder verbunden. Zu den wenigen angesprochenen Ausnahmen auf dieser CD gehört der knappe Shimmy, bei dem sich Eisler wie so viele Komponisten in den 1920er-Jahren von der damals aktuellen, vom Jazz inspirierten Tanzmusik anregen ließ. Ansonsten schlägt Schleiermacher souverän den Bogen von der frühen Zweite Sonate in Form von Variationen (1924/25) hin zu den Variationen für Klavier (1941/47). Die Gestaltungskraft des Pianisten und seine technische Flexibilität können die den Kompositionen zugrunde liegende Strenge mit beachtlicher Ausdruckskraft versehen.
In den Klavierstücken op. 8 wechseln relativ frei komponierte Stücke mit den zwölftönigen ab. Der neobarocke Tonfall ist bei Schleiermacher ebenso in besten Händen wie bei den Stücken, die Eisler in den 30er-Jahren für ein geplantes Lehrwerk für „Musikstudenten, junge Komponisten, Instrumentalisten“ schuf: Sieben Klavierstücke sowie die Sonatine (Gradus ad Parnassum). Trotz des didaktischen Duktus der zumindest bei der Sonatine ebenfalls dem Zwölftonprinzip folgenden Musik spielt Schleiermacher bei aller Genauigkeit dem Notentext gegenüber diese Stücke mit ansprechender Lebendigkeit.
Thomas Weiss


