Marco Pütz
Moods
Karl Berkel (Tuba), Philippe Schwartz (Euphonium), Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus, Ltg. Alexander Merzyn
Die CD verschafft einen guten Überblick über das Werk von Marco Pütz. Begonnen mit dem Titel gebenden Werk Moods zeigt Pütz in erster Linie Klang. Er setzt auf große Klangteppiche und scharfe Rhythmik, die er im Wechsel spielen lässt. Im Booklet wird erklärt, wie Pütz trotz weniger verwendeter Intervalle dem Zuhörer das Gefühl einer Tonalität gibt, die real nicht existiert. Das verfolgte Ziel, die Musik sowohl für den Musiker als auch für den Zuhörer greifbar zu machen, wurde vollends erreicht. Im Solokonzert für Tuba verwendet der Komponist im ersten Satz bestechende Rhythmen, um das Instrument agil und leichtfüßig wirken zu lassen. Der Zuhörer merkt schnell, dass sich die Tuba hier weit entfernt von jedem Klischee und längst als vollwertiges Soloinstrument gilt. Nicht umsonst betitelt er diesen Satz mit Wild Days. Dem Wunsch des Auftraggebers entsprechend erklingt der zweite Satz, Midlife, ganz lyrisch getragen von einem Teppich aus Streichinstrumenten und bietet dem Solisten Karl Berkel klanglich und agogisch größten Raum zur Gestaltung. Leider wird dieser Spielraum von Berkel nicht so genutzt wie im virtuosen Teil der Komposition. Der Zuhörer wird längst nicht mehr nur von den technischen Möglichkeiten der Tuba beeindruckt, sondern viel mehr von der Schönheit des Klangs. Der Schlussteil, Celebration of Life, schenkt beiden Komponenten gleichermaßen Aufmerksamkeit. Ohne Zweifel ein sehr gelungenes Werk für Tuba und Orchester.
Auf eine kurze Elegia aus dem Jahr 2009, welche hörbar auf dem Choral O Haupt voll Blut und Wunden von J. S. Bach beruht, folgt das Konzert für Euphonium Euphonia’s Voice. Ein Bravourstück für den Solisten Philippe Schwartz, der in Virtuosität, Klang und agogischer Gestaltung keine Wünsche offen lässt. Wieder begegnet man der Pütz’schen Rhythmik, die die vorliegende Produktion prägt und nie langweilig oder aufgesetzt wirkt. Filmmusik-Charakter spielt auch eine große Rolle, ohne kitschig zu wirken. Anders als beim Tubakonzert zerfließen die drei Sätze Intrada, Cantilena und Dance auskomponiert ineinander, wie bei einem Concertino. Die Cantilena ist eine große Konversation zwischen dem Solo-Euphonium und den Holzbläser-Solisten. Durch das Glockenspiel bekommt sie eine magische Leichtigkeit.
Das Schlusswerk Strömungen beginnt wellenartig aus dem Nichts. Nach einem großen Monolog der Solo-Oboe setzt es sich langsam in Bewegung. Besonders auffallend ist hier der Einsatz der Blechblasinstrumente, angeführt von den Hörnern. Marco Pütz schreibt sehr ideenreich, stark thematisch und schenkt jedem Instrument die gebotene Aufmerksamkeit. Das Philharmonische Orchester Cottbus unter der Leitung von Alexander Merzyn spielt geordnet sauber. Das Booklet in englischer Sprache wirkt mager, aber informativ. Eine Sammlung zeitgenössischer Werke, die allesamt gut anzuhören sind, ohne zuvor eine Erklärung zu erfordern. Siegfried Jung