Momentaufnahmen
Von Händel über Tschaikowsky und Grieg bis James Horner (der die Filmmusik zu “Titanic” komponierte): Wer hätte gedacht, was man mit einem Querflötenensemble nicht so alles spielen kann! Auf dieser CD gibt das Ensemble Flötenspektakel einen erstaunlichen Einblick in die Möglichkeiten einer solchen Gruppe.
Diese besteht aus acht Damen, die mit (vermutlich, das geht aus dem Booklet nicht genau hervor) sieben Querflöten vom Bass bis zur Piccolo und einer Harfe operieren und damit höchst überraschende klangliche Wirkungen erzeugen. So meint man mal eine kleine Drehorgel zu hören, mal einen Synthesizer, mal ein Streichorchester im Pizzicato, ein wenig Kirchenorgel oder ein bisschen Marimbafon in der Ferne. All diese Klanglichkeiten erzeugen die Spielerinnen durch ihre sehr große Bandbreite an wunderbar deutlich und homogen eingesetzten Artikulationsarten, durch nicht immer, aber vielfach fein differenzierte dynamische Abstufungen. Dazu spielt Flötenspektakel gut ausbalanciert und oft auch sehr durchsichtig, sodass harmonische Entwicklungen oder schöne Mittelstimmen gut zur Geltung kommen.
Da klingt Händels Einzug der Königin von Saba dann ganz anders als die Morgenstimmung aus der Peer Gynt-Suite, als ein zeitgenössisches Stück von Will Offermans, Teile aus Tschaikowskys Nussknackersuite oder Ungarische Tänze von Brahms. Sehr passend dann als Abschluss der CD Rimski-Korsakows “Hummelflug”, der tatsächlich wirkt, als wäre er nur für eine solche Besetzung geschrieben.
Rein technisch gibt es dabei einige kleine Macken bei dieser CD. Zwar spielt das Ensemble rhythmisch im Großen und Ganzen sehr präzise zusammen, doch gibt es auch einzelne Stellen, an denen es ein wenig klappert was bei einer CD dann doch vermeidbar wäre. Als nicht besonders glückliche Idee entpuppt sich auch ein traditionelles Lied, bei dem einige der Musikerinnen singen: Das mag in Livekonzerten gut wirken; auf Platte ist es bestenfalls nett, aber jedenfalls mit den unausgebildeten Stimmen nicht sauber, woduch die Sache naturgemäß recht laienhaft klingt. Auch in den reinen Flötenstücken gibt es vereinzelt Intonationsschwankungen, und gerade in den homofonen, oft staccato gespielten Nummern fehlt es auch ein wenig an spannungstechnischer Entwicklung der Melodie: Denn wenn nicht alle Stimmen dynamisch auf den Höhepunkt einer Linie hinspielen, dann wirkt diese Linie nicht mehr.
Ein Manko ist auch das Booklet, das zwar auf den ersten Blick sehr ansprechend wirkt, mit seinen dunklen Farben und der winzigen Schrift allerdings vor allem auf jugendliche Nicht-Brillenträger zugeschnitten scheint; also eben nicht auf die klassische Klassik-Hörer-Zielgruppe.
Dennoch eine empfehlenswerte CD: Schon die ungewöhnliche Besetzung, aber auch die hörbare Spielfreude der Flötistinnen, ihr schönes Zusammenspiel und die klanglichen Wirkungen, die sie mit ihren Instrumenten erzielen, lohnen die Anschaffung.
Andrea Braun