Mit Feuer und Leidenschaft

Sebastian Theile spielt Weber, Reger, Lutoslawski und Poulenc

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Thorofon CTH 2568
erschienen in: das Orchester 05/2011 , Seite 76

Der optische Eindruck und der programmatische Titel der ersten CD des aus Bamberg stammenden Klarinettisten Sebastian Theile ist nicht in Einklang zu bringen mit dem musikalischen Gehalt der Einspielung. Auf dem Cover erkennt man den mit geschlossenen Augen seine Klarinette in den Händen haltenden Sebastian Theile, der sein Instrument so sehr zu lieben scheint, dass er ihm einen Kuss geben will, während im Hintergrund das Feuer lodert und eine kitschig-romantische Stimmung hervorruft.
Der Titel Mit Feuer und Leidenschaft scheint der Satzbezeichnung „Allegro con fuoco“ des ersten Satzes des Grand Duo concertant op. 49 von Carl Maria von Weber und des letzten Satzes der Sonate für Klarinette und Klavier von Francis Poulenc, geschuldet zu sein – die anderen Werke der CD lassen sich kaum damit in Verbindung bringen. Oder sollte der Titel gar die Interpretation werbewirksam im Vorhinein kennzeichnen? Das unpassende Erscheinungsbild ist zum Glück nicht typisch für das Label Thorofon, von dem man Besseres gewohnt ist, und die musikalische Qualität der CD steht über diesen äußerlichen Kritikpunkten.
Sebastian Theile hat seine klarinettistische Ausbildung in Detmold bei Hans-Dietrich Klaus erhalten. Er ist stellvertretender Soloklarinettist in der Meininger Hofkapelle. Sein Klavierpartner, der in England geborene Nicholas Rimmer, ist kürzlich mit dem Bratscher Nils Mönkemeyer mit dem Echo-Klassik-Preis ausgezeichnet worden und hat einen Lehrauftrag in Hannover, wo er auch zeitweise studierte.
Die beiden Musiker präsentieren sich als absolut perfekt und partnerschaftlich im Zusammenspiel: die Basis für das die CD eröffnende Grand Duo concertant von Carl Maria von Weber. Theile bläst mit schöner Klangkultur und technischer Souveränität. Die drei Sätze werden klar artikuliert und mit musikantischem Schwung dargeboten. Allerdings hätten die Interpreten bei der Einstudierung des Grand Duo concertant doch einen Blick in die neue Gesamtausgabe Webers werfen sollen, da es darin einige markante Veränderungen zu den sonst geläufigen Ausgaben des Werks gibt.
Nach diesem frühromantischen Werk leiten die beiden kurzen Stücke von Max Reger zu den tänzerisch-folkloristischen Präludien des polnischen Komponisten Witold Lutoslawski über, deren Charakter durch eine etwas leichtere und nuancenreichere Tongebung gewonnen hätte. Etwas zu kontrolliert im Ausdruck bleibt die Klarinetten-Sonate von Francis Poulenc. Insbesondere vermisst man im letzten Satz auch etwas vom Esprit der Musik Poulencs.
Somit gibt die CD einen positiven Gesamteindruck vom künstlerischen Potenzial der beiden Interpreten, das aber noch nicht ganz ausgereizt erscheint.
Heribert Haase