Stephenson, Allan

Miniature Quartet

für Saxophonquartett, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Accolade, Warngau 2012
erschienen in: das Orchester 01/2014 , Seite 75

Allan Stephenson wurde 1949 in England geboren. Nach seinem Cellostudium in Manchester ging er 1973 nach Kapstadt in Südafrika. Dort arbeitet er als Cellist, Komponist und Dirigent. Er ist ein Komponist der gemäßigten Moderne. Seine Kompositionen sind der spätromantischen englischen Schule zuzuordnen. Harmonisch und rhythmisch ist sein Schaffen aber durchaus als modern zu beschreiben. Stephensons Kompositionen verlassen jedoch trotz gelegentlicher Dissonanzen nie den Rahmen der Tonalität. Musik muss nach seiner Auffassung den Zuhörer unterhalten und erfreuen. Für den Musiker sollen seine Kompositionen angenehm zu spielen sein. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie keine Herausforderung darstellen. In seinem umfangreichen Œuvre finden sich neben Symphonien auch Konzerte für diverse Instrumente, Opern, Kompositionen für Chöre, Orchester und kammermusikalische Stücke.
In den letztgenannten Bereich ist die vorliegende Komposition Miniature Quartet für Saxofonquartett (Complete Works Vol. III:44) einzuordnen. Stephensons Gesamtwerk weist bereits zahlreiche Miniatur-Quartette für andere Instrumentengruppen auf. Nachdem er 2008 bereits ein Stück für Altsaxofon und Streichtrio veröffentlichte, komponierte er 2011 Musik für vier Saxofone (Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxofon).
Die Komposition besteht aus vier Teilen: Toccata, Ballade, Minuet and Trio und Finale. Die einleitende Toccata (Allegro) weist viele für diese Form typischen Merkmale auf. Akkordfolgen werden in Figuren, Läufe und Arpeggien zerlegt. Diese Motive werden bei Stephensons Toccata von Stimme zu Stimme weitergegeben, sodass sich eine vielschichtige Komposition ergibt, die jedes Quartettmitglied auf ähnliche Weise fordert. Neben rhythmischen Verschiebungen und rhythmischen Unisonopassagen besticht der erste Teil des Miniature Quartets durch die Schönheit des Klangs. Vorbildlich sind auch die detaillierten Angaben zur Artikulation und Dynamik. Dies gilt für die gesamte Komposition.
In der folgenden Ballade (Poco lento) wird das Prinzip der rhythmischen Verschiebung fortgeführt. Sowohl die Melodie des Sopransaxofons wie auch die Melodien der am Anfang dieses Teils begleitenden Saxofone werden rhythmisch verschoben. Dies führt zu Spannungen, die vom Komponisten auch durch Taktwechsel weiter forciert werden. Das anschließende Minuet and Trio (Allegro giocoso), welches Stephenson mit englischem Humor („Sorry Bach, Haydn and Mozart“) untertitelte, beruhigt das Werk: Rhythmische Komplexität weicht dem Spiel von Harmonie und Quartettklang. Das abschließende Finale (Molto vivace) rundet die Komposition auf schöne Weise ab.
Allan Stephensons Miniature Quartet ist u.a. für Saxofonquartette zu empfehlen, die auf eine Ausgewogenheit im Schwierigkeitsgrad der verschiedenen Stimmen Wert legen. Belohnt werden die Musiker mit einem Stück, welches die Zuhörer erfreuen dürfte.
Ulrich Falk