Kutulas, Asteris
Mikis Theodorakis
Ein Leben in Bildern; mit 2 Audio-CDs und 1 DVD
Seine Biografie lässt einen das 20. Jahrhundert in all seiner Widersprüchlichkeit und Grausamkeit geradezu körperlich nachempfinden. Mikis Theodorakis, der in diesem Sommer seinen 85. Geburtstag feiern konnte, ist beileibe nicht nur ein Komponist Neuer Musik aus Griechenland er ist ein Grieche, der komponiert. Worin der Unterschied besteht? Ganz einfach, die Komponisten so genannter Neuer Musik sind internationalisiert sie mögen zwar einen persönlich-nationalen Hintergrund besitzen, ihre Musiksprache jedoch kann und sollte nicht aufgrund dieses Hintergrunds bewertet werden. Bei Mikis Theodorakis ist das anders: Würde man behaupten, seine Musik sei international, würde man ihn beleidigen. Es ist griechische Musik durch und durch! Mikis Theodorakis vertonte unzählige Gedichte; seine Lieder machten ihn in der 1960er Jahren in Griechenland zur Symbolfigur der kulturellen Jugendbewegung. Zu seiner erfolgreichsten Zeit füllte er die großen Stadien seiner Heimat. Deswegen wurde er von der Militärjunta gejagt, eingesperrt und nach Frankreich verbannt.
Die von Asteris Kutulas konzipierte Retrospektive schafft es einfühlsam, sowohl das bewegte Leben des Komponisten und die ihm nahe stehenden Menschen zu porträtieren als auch diverse politische und gesellschaftliche Veränderungen über die Jahrzehnte hinweg zu illustrieren. Zwischen den zahlreichen Bildern stehen autobiografische Rückblicke
von Mikis Theodorakis, die von einem erstaunlich sachlichen Umgang mit der eigenen Vergangenheit zeugen. Zitate und kurze Statements berühmter Zeitgenossen, Kunstschaffender wie Politiker, würdigen diese einzigartige Persönlichkeit, die bis heute im Erbe seiner Kultur fußend unermüdlich für Freiheit und Völkerverständigung kämpft.
Zu einem besonderen Schatz wird diese Publikation allerdings erst durch die beigefügten CDs. Da ist zum einen das akustische Pendant zum Bildband: Auf der CD Ein Leben in 19 Musikstücken sind verschiedenste Werke von 1942 bis 2007 versammelt von Kammermusik und Orchesterwerken, Ausschnitten aus dem pompösen Canto General bis hin zu Arien aus Elektra und Antigone wodurch eine über 60-jährige kompositorische Entwicklung und ein beeindruckend weit gefächertes uvre deutlich werden. Die zweite CD enthält 24 private Einspielungen seiner Lieder Mikis Theodorakis singt und spielt Klavier. Ursprünglich wollte der Komponist laut Herausgeber lediglich den Charakter, den er diesen Songs geben wollte, seinen Sängern und Musikern kenntlich machen. Dabei ist ein mitreißendes Dokument entstanden. Die ungeschönten, mit kleinen Verspielern und Nebengeräuschen behafteten Aufnahmen vermitteln mehr von Theodorakis Charakter, als es alle vorangegangenen Bilder und Texte vermochten! Eine leicht raue, zugleich unglaublich weiche Stimme singt Lieder auf Griechisch hier ist die Seele eines Menschen zu erkennen, dessen Musik von Herzen kommt und zu Herzen geht. Ich denke, dass ich nicht meine Musik schreiben musste, weil ich all diese Erfahrungen gemacht habe, sondern dass ich, um diese Musik schreiben zu können, diese Erfahrungen machen musste, sagt Mikis Theodorakis.
Sibylle Kayser
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