Michael Quast liest: Der Karneval der Tiere

Mit der Musik von Camille Saint-Saëns

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: der hörverlag ISBN 978-3-86717-194-6
erschienen in: das Orchester 11/2008 , Seite 59

Das Genie macht eben auch ein Gelegenheitswerk zum Dauerbrenner! Immer wieder taucht der Carneval des Animaux von Camille Saint-Saëns in Konzert und auf Tonträgern auf. Hier nun in einem durchaus originell zu nennenden neuen Gewand. Das sprachlich-schauspielerische Multitalent Michael Quast hatte die dramaturgisch amüsante Idee, Tiere in einer Szenerie zwischen Zirkus und Karnevalszug in der Verkleidung der einzelnen Stücke dieser „sinfonischen Fantasie“ auftreten zu lassen, getreu dem Motto:
„Ja, das wünscht sich Groß und Klein:
Einmal sich zu unterscheiden
Und sich witzig zu verkleiden,
Blödsinn machen, Fratzen schneiden,
sodass alle dich beneiden,
einmal jemand anders sein!“
So hören wir von Enten als Löwen, Affen als Hühnern und Hähnen und – oh, Wunder – von einem Kartoffelkäfer als Kuckuck (mehr sollte nicht verraten werden…). Das Ganze wird szenisch eingerahmt von einem Tierpublikum, das auch mit heiter-kritischen Kommentaren zu Wort kommt und natürlich mit reichlich Applaus die gelungenen Darbietungen belohnt.
Es macht Spaß, von den einzelnen überraschenden Verkleidungs-Events der Tiere zu hören, und auch die zu jeder Zirkusnummer eingespielte Musik erfährt so einen fantasievollen Transfer, der die Ohren auf neue Weise für eigentlich schon recht „Altbekanntes“ öffnet. Michael Quast, der den Text in schöne Reime unterschiedlicher Versformen gebracht hat und an einer Stelle bewusst in Prosa übergeht, um einen besonderen Regie-Akzent zu setzen, ist sicherlich selbst sein bester Interpret. Seine Stimme trifft den Erzählton ebenso angemessen, wie er den einzelnen Tiercharakteren individuelle Farbe zu verleihen versteht.
Die Musik wird sehr einfühlsam vom Klavierduo Mona und Rica Bard und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Volker Christ dargeboten. Bleibt nur noch zu sagen, dass vielleicht der letzte Vers ein wenig übers parodistische Ziel hinausschießt, wenn gerade diese turbulente musikalische Komödie und ihre „bestialischen“ Zirkusaktionen mit dem Wort „Amen“ schließt. Für den Schlussvers: „war das ein Spaß! Jetzt reicht es, Amen“, gäbe es sicherlich eine passendere Alternative. Die CD ist übrigens gekoppelt mit einem Buch der Reihe „Fischer Schatzinsel“. Neben dem kompletten Text von Michael Quast in schöner, lebendiger, grafisch aufgelockerter Anordnung enthält es kongeniale Zeichnungen von Sybille Hein, die den musikalischen und szenischen Spaß auch für das Auge sichtbar machen. Das Buch kann so auch eine gute Vorlage für die Gestaltung eines Live-Konzerts in unterschiedlichstem Rahmen abgeben. Denn wie heißt es gleich zu Beginn:
„Seid willkommen, liebe Gäste,
Mädchen, Jungs, mit Mutter, Vater,
Oma, Opa und so weiter,
seid willkommen im Theater!“
Thomas Holland-Moritz

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