Mozart, Wolfgang Amadeus
Messe C-Dur KV 317 “Krönungsmesse” / Motette Exultate, jubilate KV 165 / Vesperae solemnis de confessare KV 339 / Ave verum corpus KV 618
Was bleibt im Rückblick auf das Mozart-Jahr vom Wust an kommerziellen Gedenkgaben und selbstaufopfernden Produktionen wirklicher Musikenthusiasten? Vielleicht die Einsicht, dass es zum Beispiel in Aachen einen tüchtigen Generalmusikdirektor gibt, der mit dem Chor der Vocapella, namhaften Solisten und dem städtischen Orchester zwei Konzerte im Jubeljahr gab, deren Mitschnitt nun auf CD nachgehört werden kann: Aufgeführt wurden die berühmte Krönungsmesse KV 317, die Motette Jubilate, exultate mit der fabelhaft leicht tönenden Sopranistin Dorothee Mields, die Vesperae solemnis de confessare KV 339 sowie das Ave verum corpus KV 618.
Marcus Bosch, der die Vocapella 1990 gründete und seit 2002 als GMD in Aachen wirkt, bemüht sich um einen schlanken Klang, deutliche Aussprache bei den Sängern und lebendige Artikulation bei den Streichern. Das klingt nach wenig und ist doch so viel, wenn es konsequent und beherzt angegangen wird. Das Maß an vorbereitender und kontinuierlicher Arbeit, die dahinter steckt, wissen wahrscheinlich nur diejenigen ganz einzuschätzen, die als Musiker solche selbst erfahren durften; die anderen ahnen vielleicht, dass es seine Zeit dauern mag, ein traditionsreiches Orchester Fritz Busch, Herbert von Karajan und Wolfgang Sawallisch standen einst als GMD am Aachener Pult vom früheren romantischen Klang zumindest zeitweise in die Nähe eines modernen Mozart-Klangs zu bewegen.
Dabei tut Marcus Bosch den aufgeführten Werken keine Gewalt an im Sinne radikaler Neuerer der so genannten historischen Aufführungspraxis, versucht aber, dort gewonnene Erkenntnisse vor allem in der Klanggebung und im Tempo sinnvoll auf einen traditionellen Apparat zu übertragen. Die flexiblen Streicher sind dabei am auffallendsten, die Bläser setzen ihre Akzente behutsam und die Solisten passen sich dem Angestrebten an.
Die Mezzosopranistin Mélanie Forgeron, der Tenor Christoph Witmann und der Bass Martin Berner komplettieren das Vokalquartett dieser Aufnahmen solide, der Chor singt durchweg sauber und engagiert, das Orchester spielt insgesamt routiniert und etwa im Laudate dominum der Vesperae geradezu liebevoll begleitend. Also letztlich doch vollkommener Durchschnitt? Wenn der musikalische Standard deutscher Städte heute auf solchem Niveau liegt, muss man sich wegen des Durchschnitts nicht fürchten. Insofern dokumentiert diese CD eindrucksvoll den Stand der Dinge außerhalb der großen Musikzentren im Mozart-Jahr 2006.
Matthias Roth