Anja Morgenstern / Eva Neumayr (Hg.)
mater celeberr. Mozart.
Anna Maria Mozart zum 300. Geburtstag
Anna Maria Walburga Pertl, die Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart, verbrachte ihre ersten Lebensjahre im Salzkammergut. Ihr Vater wurde als Richter aus Salzburg nach Sankt Gilgen am nördlichen Ufer des Wolfgangsees versetzt und ließ das Gerichtsgebäude am Seeufer erbauen. In diesem Haus, das heute unter Denkmalschutz steht und das Museum „Mozarthaus“ beherbergt, kam Anna Maria am 25. Dezember 1720 zur Welt.
Ein von der Stiftung Mozarteum initiierter Sammelband zum 300. Geburtstag offenbart, wie wenig wir, abgesehen von äußerlichen Lebensdaten, über die Mutter des berühmten Komponisten wissen. Dabei könnte dessen Begabung durchaus auch aus der mütterlichen Linie stammen, wurde doch Mozarts Großvater, der Richter aus Sankt Gilgen, als musikalisch beschrieben.
Einen Einblick in das historische Umfeld von Sankt Gilgen bietet der Aufsatz des Historikers Wolfgang Neuper. Er schildert, wie die Gegend von Pilgern geprägt wurde. Anna Maria Pertl verließ das Salzkammergut nach dem Tod ihres Vaters. Mit Mutter und Schwester zog sie nach Salzburg, wo die drei sehr ärmlich von Handarbeit lebten. Später heiratete sie den Hofkomponisten Leopold Mozart. Sie gebar sieben Kinder, von denen nur das „Nannerl“ und das „Woferl“ überlebten.
Viel mehr ist nicht bekannt über Anna Marias Leben. Mirijam Beier beschränkt sich daher in ihrem Beitrag auf allgemeine Erwägungen über „Frauen in Musiker:innenfamilien des 18. Jahrhunderts“. Eva Neumayr setzt sich mit der Darstellung Anna Marias in historischen Mozart-Biografien auseinander. Sie will den oberflächlichen Eindruck zurechtrücken, der dem damaligen Frauenbild geschuldet ist. Allein, dass Anna Maria lesen und schreiben konnte, war für Frauen ihrer Zeit nicht selbstverständlich.
Käthe Springer-Dissmann beschreibt die Konzertreisen der Familie, an denen die Mutter beteiligt war. 1777 begleitete Anna Maria ihren 21-jährigen Sohn nach Paris, wo sie erkrankte und starb. Ihr Tod erschütterte den jungen Komponisten sehr. All das ist jedoch bereits bekannt und belegt. Christoph Großpietschs Beitrag dreht sich um Porträts der Anna Maria. Neben zwei als authentisch geltenden Porträts gibt es mehrere zweifelhafte Darstellungen.
Die übrigen Aufsätze entfernen sich weiter vom Thema: Anja Morgenstern schreibt über Constanze Mozart, die ihrer Schwiegermutter vermutlich nicht einmal begegnet ist. Monika Kammerlander recherchiert über Lehrerinnen, Förderinnen und Musikerinnen im Umfeld der Mozarts.
Der Sammelband ist solide ediert, wobei Gender-Doppelpunkte die Lesbarkeit beeinträchtigen. Angesichts der mageren Faktenlage kann er jedoch nicht mit neuen Erkenntnissen aufwarten.
Antje Rößler