Lehel, Peter

Manhattan sweet, woody clarinets/Two of a kind/Seul

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Finetone FTM 8031
erschienen in: das Orchester 10/2013 , Seite 79

Mit dieser CD macht das Klarinetten-Ensemble Trio di Clarone mit Sabine Meyer, Wolfgang Meyer und Reiner Wehle einen Ausflug in die Klangwelt des Jazz. Die Musik hierzu hat der vielseitig tätige Arrangeur Peter Lehel geschrieben, der u. a. an der Hochschule für Musik in Karlsruhe unterrichtet und selbst als Interpret vielfach ausgezeichnet wurde.
Entstanden ist eine in vielerlei Hinsicht beziehungsreiche CD. Zunächst ist es in der fünfsätzigen Suite Manhattan sweet, woody clarinets die Künstlerpersönlichkeit des Jazzklarinettisten und Filmregisseurs Woody Allen, die Lehel aus Anlass seines 75. Geburtstags in einer Hommage ehrt. Mit Klarinette, Bassettklarinette und Bassklarinette, dezent unterstützt vom Pianisten Christian Ruvolo, wird das Porträt mit den Anfangstakten der Rhapsody in blue von George Gershwin eingeleitet. Dann geht es quer durch verschiedene Genres: Ein Blues wird intoniert, Musik von Kurt Weill zitiert, im Stil von Klezmer-Musik erhebt sich ein Klagegesang der Bassettklarinette, ehe im letzten Satz ein Stilgemisch aus romantischen Klaviermusikanklängen a la Mendelssohn und Elemente des Oldtime Jazz erklingen. Das 2010 als Auftragswerk der Niedersächsischen Musiktage entstandene Stück wird vom Trio di Clarone mit Bravour hingelegt und eher klangschön als mit „rauchig-verruchter Tonfärbung“ gespielt, wie es der Komponist zumindest in dem zweiten Satz erwartete.
Two of a kind bezieht sich auf das Album Two of a mind der beiden Saxofonisten Paul Desmond und Gerry Mulligan von 1962. Lehel greift hier selbst zum Sopran- und Tenorsaxofon und duettiert zusammen mit Wolfgang Meyer, der den Klarinettenpart bläst. In den sechs Sätzen dominiert auch hier die stilistische Vielfalt. Der erste Satz „Concertinette“ lässt das technisch virtuose Spiel der beiden Musiker hervortreten. In den weiteren Sätzen sind ausgeprägte Rhythmen wie Afro Cuban, Latin Jazz, Elemente des Bolero, aber auch romantisierende Melodien zu hören. Die Duos heben die klangfarbliche Nähe von Klarinette und Saxofon hervor, sodass sie mitunter zu verschmelzen scheinen. Kontraste ergeben sich erst im 5. Satz „Cubaism“ durch den Wechsel zum Tenorsaxofon. Mit dem zweiminütigen Solostück Seul für Tenorsaxofon beschließt Peter Lehel mit variabler Tongebung, geräuschhaftem Staccatospiel und improvisatorischem Gestus die CD, deren Musik sehr differenziert komponiert und gestaltet ist und die auf äußerliche Effekte verzichten kann. Die elegante Tongebung und technische Brillanz des Trio di Clarone ist der Garant für einen ungetrübten unterhaltsamen Hörgenuss für diejenigen, denen Stilpurismus nicht oberstes Gebot ist.
Heribert Haase