Uwe Kraus

MAGDEBURG: Klingendes Inferno

In Magdeburg wurde die Oper „Grete Minde“ von Eugen Engel wiederentdeckt

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 01/2024 , Seite 47

Der Zuschauer wähnt sich mitten im Feuer, der Rauch quillt über die Bühne des Opernhauses, im Feuerrot ahnt man fast nur noch die schwarzgewandeten Bürger (Ausstattung: Nicola Turner), die ihre Stadt niederbrennen sehen, nachdem Grete die Fackelspur durch die Backstein-Straßen gezogen hat. Es lassen sich gute Gründe finden, die Oper Grete Minde in der Regie von Olivia Fuchs am Theater Magdeburg zu erleben: der regionale Bezug, denn der Tatort Tangermünde der berühmten Novelle von Theodor Fontane aus dem Jahr 1879 liegt nur eine halbe Autostunde entfernt, sowie die Geschichte rund um die Oper eines Autodidakten, die quasi durch ein Wunder 80 Jahre nach dem Tod ihres Komponisten Eugen Engel im Vernichtungslager Sobibor ihre Uraufführung erlebt. Engels Tochter gelang es, die handschriftliche Partitur ins Exil in die USA zu retten. Es ist der Generalmusikdirektorin Anna Skryleva zu verdanken, dass dieses vor 1933 entstandene Werk, von dem sich bei den Nachfahren in den USA nur eine Klavierpartitur ohne die Orchesterstimmen fand, weit über Magdeburg hinaus Beachtung findet. Skryleva weiß dabei um die große Verantwortung, musikalisch und künstlerisch den Intentionen des jüdischen Komponisten nachzuspüren, mit dem ein Austausch nicht mehr möglich ist.

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