Kuhlau, Friedrich
Lulu / Trylleharpen
Romantische Oper in drei Aufzügen, Klavierauszug vom Komponisten / Singspiel in zwei Akten, Klavierauszug von Gorm Busk
Wohl jeder Musiker kennt mindestens eine seiner zahllosen Sonatinen aus dem Klavierunterricht, und die Flötisten verdanken ihm manch reizendes Stück. Dass aber Friedrich Kuhlau (1786-1832) in Dänemark noch heute als einer der großen Nationalkomponisten gilt, ist hierzulande kaum bekannt. Denn trotz verschiedener Reisen (auch nach Wien) blieb Kopenhagen sein einziger Wirkungsort hier konnte der im niedersächsischen Uelzen geborene Komponist 1828 mit seiner Musik zum Schauspiel Elverhøj (Elfenhügel) seinen größten und nachhaltigsten Erfolg feiern (das Werk wurde bis heute allein in der dänischen Metropole über 1000 Mal aufgeführt). Gleichwohl hat es das Schicksal nicht gut mit Kuhlau gemeint. Bereits als Kind verlor er sein rechtes Augenlicht, 1831 brannte sein Haus ab (und mit diesem gingen zahlreiche Manuskripte verloren); schließlich überschatteten Geldsorgen, Alkohol und Krankheit Kuhlaus letzte Jahre (er starb an Tuberkulose).
So ist es wieder einmal dem persönlichen Engagement einiger weniger Wissenschaftler, Musiker und Enthusiasten zu verdanken, dass ein ganzes uvre seit einigen Jahren wieder zu neuem Leben erweckt wird: bei Kuhlau vor allem auf CD und nur gelegentlich im Konzertsaal oder auf der Bühne, nun aber auch in Form von Neuausgaben einzelner Kompositionen. Hinsichtlich der Kammermusik sind seine Klavierquartette und das sich auf Beethoven beziehende Streichquartett a-Moll als wahre Schätze zu bezeichnen, Kuhlaus eigentliches Hauptwerk stellt indes die romantische Oper Lulu (1824) dar, deren Libretto (wie das zu Mozarts Zauberflöte) auf Christoph Martin Wielands Dschinnistan oder auserlesene Feen- und Geistermärchen zurückgeht.
Leider ist die 1988 auf CD veröffentlichte Produktion des Dänischen Rundfunks unter Michael Schønwandt schon lange vergriffen, die einen hervorragenden Eindruck von Kuhlaus origineller und wirkungsvoller Partitur vermittelt eine Musik, deren eigener Tonfall zwischen Mozart, Weber, Rossini und dänisch-orientalischen Exotismen vermittelt. Umso wichtiger ist nun der von der Internationalen Friedrich Kuhlau Society im Neusatz veröffentlichte und leichtgängige Klavierauszug des Komponisten selbst nicht nur mit dem originalen dänischen Text und der 1825 gedruckten deutschen Übersetzung, sondern auch mit japanischer (!) Unterlegung (sie entstand in Zusammenhang mit einer szenischen Aufführung in Tokyo 2005). Diesem Druck steht ein von Gorm Busk erstellter, weitaus vollgriffigerer Klavierauszug zu Trylleharpen (Die Zauberharfe) zur Seite, ein Singspiel von 1817, das wegen einer publizistischen Intrige nach nur drei Aufführungen in der Versenkung verschwand.
Die sauber gesetzten und hergestellten Ausgaben, die durch ein mehrsprachiges Vorwort, Quellennachweise und einen knappen Kritischen Bericht ergänzt werden, bilden hoffentlich Anreiz für eine neuerliche Beschäftigung mit Kuhlau und seinem Werk.
Michael Kube