Gerlach, Alexandra
Ludwig Güttler
Mit Musik Berge versetzen
Wer in seinem Leben viel erlebt und geleistet hat, gleichsam eine Person des öffentlichen Interesses ist, der darf ungeniert eine Biografie veröffentlichen. So auch der Trompetenvirtuose Ludwig Güttler, der im Jahr 2012 seinen 69. Geburtstag feiern wird. Geschrieben hat die gleichermaßen hinsichtlich ihrer musikalischen wie auch zeitgeschichtlichen Hintergründe fabelhafte Biografie über Leben und Leistungen des ehemaligen Professors für Trompete an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden Alexandra Gerlach, Landeskorrespondentin für Sachsen bei Deutschlandradio.
In insgesamt fünf Kapiteln erfährt man Details über Güttlers Kindheit und Jugend, den Beginn seiner Musikerlaufbahn in der DDR, die schwierige, aber dennoch glückliche Zeit im Orchester von Halle an der Saale und bei der Dresdner Philharmonie, Konzertreisen ins nichtsozialistische Ausland, aber auch etwas über die Schattenseiten des Lebens in der DDR für einen Menschen, der Musik, Kirche, aber auch Geradlinigkeit und Ehrlichkeit zutiefst Respekt zollt. Zeitweise lesen sich die mit vielen Originalbriefen und Fotos angereicherten Kapitel wie ein Krimi und man ist gefesselt von diesem Menschen, seiner Musik und seiner Lebensgeschichte. Sauber recherchiert und gleichermaßen interessant für Vor- und Nachwendekinder ist das Kapitel zu Konzerten im Westen, einem normalen Leben im Visier der Staatssicherheit und schließlich dem Ende der DDR. Allen widrigen Umständen zum Trotz scheint Ludwig Güttler sein Leben stets genossen zu haben. Er ist ein Musiker und Musikforscher mit Herz, was
man sowohl seinen Konzerten als auch seinen Tonträgeraufnahmen anhört, welche sich bis heute millionenfach verkauft haben.
Natürlich ist es legitim anzumerken, dass Güttler heute nicht mehr der einzige auf hohem Niveau konzertierende Trompeten-Solist ist. Güttler selbst erfreut sich sicherlich an der nächsten Generation der deutschen Trompeten-Solisten wie Reinhold Friedrich, Wolfgang Bauer oder Matthias Höfs, um nur einige Beispiele zu nennen. Güttlers Stil ist und bleibt dennoch so unverwechselbar wie seine Lebensgeschichte.
Mit seinem überdurchschnittlichen Engagement für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden, welchem ein knapp 50-seitiges Kapitel dieser Biografie Rechnung trägt, hat Güttler sich ein Denkmal gesetzt aber auch mit diesem Buch, für welches er viele Stunden mit Alexandra Gerlach gesprochen hat. Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen (BWV 215), dass du so einen Ausnahmemusiker in deinen Reihen hast. Mit Musik Berge versetzen ist eine von der ersten bis zur letzen Seite überaus spannende Lektüre! Schnuppern Sie rein in diese Bergluft!
Kristin Thielemann