Love Duets for Horn & Violin

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Zuk Records 328
erschienen in: das Orchester 11/2007 , Seite 94

Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich um eine ungleiche Liebe zwischen Horn und Violine: Das mächtige, dominierende Horn gegen die zarte, unschuldige Geige. Trotz einer ungewöhnlichen Besetzung ist diese CD eine sehr gelungene Mischung. Die Akteure vermissen keine anderen Instrumente. Elisabeth Krause (Violine) und John Stobart (Horn), beide Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt, spielen auf dieser CD feinfühlig und sehr homogen miteinander.
Alle fünf Titel sind zeitgenössische Werke, speziell für dieses Duo von verschiedenen Komponisten in unterschiedlichsten Stilen komponiert. Aufgenommen wurde sie in drei verschiedenen Kirchen, deren natürlicher Hall der Akustik dem Duo und der Musik zugute kommt. Der Klang ist sehr durchsichtig und ausgewogen. Beide Instrumente sind dank einer hervorragenden Aufnahmetechnik von Burkhard Roggenbuck gleichberechtigt und präsent.
Das erste Stück vom Arrangeur und Komponisten Klaus Hastermann hat drei Sätze: „Andante“, „Intermezzo (Pastorale)“ und „Schnell“. Er komponiert in einem volkstümlichen Neo-Renaissance-Stil mit tänzerischen Elementen. Gleich zu Anfang begeistert Stobart mit dem weichen, romantischen Klang seines Alexander-Horns.
Pere Pou Llompart ist Opernsänger und schrieb die zweite Komposition mit vielen modernen Effekten (glissandi, halb-gestopft und Klopfen am Horn, Flagolett, Pizzicati u.a. an der Violine). Es basiert auf dem Gedicht Kristal von Paul Celan. Das dritte Werk Five Songs & Dances von Kent Carlson hat fünf Sätze in einem Jazz/Barock-Stil: Der erste im Blues Charakter heißt „Vocalise (Smoky)“. Der zweite im Swing-Stil hat den Titel „Mother Necessity’s Child“. Der dritte Satz „Love Duet (Adagio Cantabile)“ besteht aus einem sehnsüchtigen Ruf im Horn, der von der Geige wiederholt wird, während das Horn sanft begleitet. Dieses Wechselspiel bildet ein zauberhaftes, liebes Duett. Im vierten Satz „Gavotura“ kommt vor allem die Violine mit virtuosen pizzicati- und spiccati-Einlagen zum Einsatz. Der letzte Satz ist ein Tango und rundet das unterhaltsame Werk gebürend ab.
Otfried Büsing, Professor für Musiktheorie in Freiburg, komponierte ein sechssätziges Werk für die zwei Musiker. Hier wird die Geschichte von Arlecchin’ (Horn) und Columbina (Violine) musikalisch dargestellt. Die Liebelei wird mit modernen Harmonien und Spieltechniken auch in extremen Lagen vorgetragen.
Für Elisi, von John Stobart komponiert, ist offensichtlich seiner Partnerin gewidmet. Die zwei Sätze „Misterioso“ und „Furioso“ beinhalten eine ganze Palette von technischen Schwierigkeiten für Horn: Flatterzunge, Gestopftblasen und Akkorde. Die Violinistin zeigt mit Tremoli, Septakkorden und schwierigen Doppelgriffen ebenfalls ihr Können. Obwohl dies für beide Musiker höchste Herausforderungen darstellt, stehen die technischen Ansprüche der musikalischen Darbietung nie im Wege.
Das bunte, anmutige Bild auf dem CD-Cover zeigt eine Violine und ein Horn ineinander verschmolzen. Das CD-Booklet ist in dreisprachig, Englisch, Deutsch und Französisch, und enthält Fotos und Informationen über die Musiker und Komponisten. Eine sehr gelungene, kurzweilige CD, die man mit Freude anhören kann.
Thomas Swartman