Rebel, Jean-Féry
Les Eléments
Simphonie Nouvelle
Jean-Féry Rebel (1666-1747) war in Paris Geiger, Cembalist, Komponist, Taktschläger (später nannte man diese Tätigkeit Dirigent) und Leiter der Concerts spirituels. Seine letzte Komposition Les Eléments aus dem Jahr 1737 ist nun in der Edition Walhall erschienen. Rebels Symphonie zeichnet sich durch eine erstaunliche Modernität aus. So beginnt das Chaos am Anfang mit einer Art Cluster. Bei der Uraufführung wurde die Symphonie als Ballett aufgeführt. Die einzelnen Sätze unterscheiden sich in ihrer Besetzung: zum Streichorchester treten je nach musikalischem Charakter die Flöte, die Oboe, Jagdhorn und Trompete hinzu. Im Inneren des Werks sorgen kammermusikalisch besetzte Sätze (so Ramage für Violine 1, Flöte und Violine 2, oder Loure für Fagott oder Jagdhorn, Flöte und Basso continuo) für eine Vielfalt von Klangfarben.
Das Besondere an dieser Ausgabe ist, dass der Neuausgabe durch Stefan Fuchs ein Faksimile des Erstdrucks folgt. Dadurch erhält man die Möglichkeit zu kontrollieren, was vom Herausgeber stammt. Somit kann man sich ein eigenes Bild machen, ohne mühsam eine Bibliothek aufsuchen zu müssen. Dies ist eine große Arbeitserleichterung und regt an, sich mit den Originalnoten zu beschäftigen und vielleicht sogar aus ihnen zu musizieren.
Denn über das Philologische hinaus vermittelt die alte Notenhandschrift viel mehr die Bedeutung der Komposition und das Gewicht sowie den Charakter der einzelnen Note, als es das moderne Druckbild vermag. Dies ist auch eine Hilfe, um Fragen des Tempos und des Affekts zu erschließen. Zudem macht dieses Notenbild neugierig, sich mit der historischen Aufführungspraxis zu beschäftigen; völlig unabhängig davon, wie ob mit modernen oder alten Instrumenten das Werk dann gespielt wird.
Hinweise zur Aufführungspraxis werden im kenntnisreichen Vorwort von Stefan Fuchs bereits gegeben. Hier erfährt der Interessierte alles Wichtige über die Besetzungsmöglichkeiten, über die verschiedenen Fassungen für Orchester, Kammerensemble und Cembalo solo. Fuchs gibt auch genau an, wie er die Ausgabe aus der Partitur des Erstdrucks und dem später entstandenen handschriftlichen Stimmsatz erschloss. So bietet diese Ausgabe eine geradezu beispielhafte Arbeitsgrundlage. Eigentlich müssten alle Ausgaben älterer Musik so ausgestattet sein!
Rebels Symphonie ist im Übrigen eine lohnende Literatur. Französische Musik der Barockzeit wird bei uns noch immer allzu selten gespielt. Dabei kann hier gehört werden, wie lange vor Haydn das Malerische, die Klangfarbe und das Poetische für die Instrumentalmusik entdeckt wurden.
Franzpeter Messmer