Marco Frei

LEBENDIGE ERINNERUNG

Das Jewish Chamber Orchestra Munich und seine ­eLearning-Online-Plattform „Musik in Theresienstadt“

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: das Orchester 6/2024 , Seite 14

Schon ein gewöhnlicher Besuch in der KZ-Gedenkstätte Theresienstadt in Tschechien ist eine echte Herausforderung. Wer dort, an diesem Ort des Grauens, gar Musikaufnahmen realisieren will, benötigt besonderes Einfühlungsvermögen und starke Nerven. „Man kann diesen Ort nicht ausklammern“, sagt Bratschistin Shelley Soerensen und meint konkret die Leichenhalle. „Allein das Eintreten: Man geht unter die Erde. Mein Bratschenkoffer stand dort, wo die Leichenpritschen waren.“
Es sei erschreckend, aber: „Wir müssen uns konzentrieren. Es ist also eine Mischung aus direkter Betroffenheit und absoluter Professionalität, weil dieses Projekt so wichtig ist.“ Kontrabassist Maximilian Fraas pflichtet ihr bei. „Natürlich spielt man als Musiker immer an unterschiedlichen Orten, aber das hier ist wirklich sehr eigen und besonders.“ Noch dazu wurde vor Ort in Theresienstadt über Playback gespielt. Die Musik wurde zuvor in einem Studio in München eingespielt, gedreht aber wurde in Theresienstadt: wie bei einem Musikvideo. „Normalerweise hat man Klicks beim Playback-Spiel, aber das ging hier nicht“, erklärt Fraas. Dafür aber hat Daniel Grossmann als Dirigent das visuelle Spiel vor Ort mit den Ton-Aufnahmen anleitend synchronisiert. „Das hat gut geklappt.“

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