Klein, Armin

Leadership im Kulturbetrieb

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009
erschienen in: das Orchester 03/2010 , Seite 59

In einer Zeit, in der sich Kulturbetriebe noch schärfer als bereits in den vergangenen Jahren einem verstärkten öffentlichen Finanzierungs- und Legitimationsdruck ausgesetzt sehen, steigt der Druck auf das Führungspersonal. Die in finanziellen Krisenzeiten höchst unterschiedlichen Erwartungshaltungen des beschäftigten Personals, der Freunde und Förderer, der verantwortlichen Politiker, der Verwaltung, der Öffentlichkeit wollen erkannt, bedient und angemessen abgearbeitet sein.
Armin Klein, einer der Wegbereiter des modernen Kulturmanagements in Deutschland, der sich in jüngster Vergangenheit schon mit seinem Grundwerk zur Qualität von Kulturbetrieben (Der exzellente Kulturbetrieb, 2007) hervorgetan hat, liefert jetzt mit seinem Buch zum Thema “Leadership” in einer neuen Handbuchreihe des VS-Verlags (Rubrik Kulturmanagement und Kulturpolitik) erneut eine brillante Darstellung zur Führung im Kulturbetrieb. Die Mitarbeiter einer Kultureinrichtung seien deren wichtigstes Potenzial. Nur durch zufriedene Mitarbeiter könnten auch zufriedene Kunden gewonnen werden. Diese und andere Kernaussagen bilden die Essenz des ersten Teils des Buchs, in dem Klein die “Theoretische Grundlegung” vornimmt. Nach einem einleitenden Überblick umreißt Klein klassische Organisationstheorie und kommt zusammenfassend zum Ergebnis, dass die bürokratischen Verwaltungsstrukturen im Kulturbereich seit mehreren Jahrzehnten zu unflexibel, zu langsam und zu konservativ seien, um auf das immer höhere Tempo von Veränderungen angemessen zu reagieren. Im dritten Kapitel stellt Klein den Menschen als Ausgangspunkt der Veränderung von Organisations- und Führungsstrukturen in den Mittelpunkt. Es gehe nicht mehr um Führer und Geführte, sondern vielmehr um neue Rollendefinitionen der (leitenden) Mitarbeiter in den Betrieben als “Impulsgeber” oder “Entwicklungshelfer”. Auch sei es zielführend, grundsätzlich dem Menschenbild des positiv motivierten Mitarbeiters und nicht des widerwilligen Blockierers zu folgen.
Im zweiten Teil kommt der Autor zum Thema “Leadership in der Praxis des Kulturbetriebs”, indem er die zuvor dargestellten organisationstheoretischen Grundlagen auf das Tagesgeschäft der Kultureinrichtungen überträgt. Durch „Führung“ sollten die Mitarbeiter eines Theaters, eines Orchesters motiviert werden, ganz bestimmte Ziele (für die gesamte Organisation, aber auch individuell) zu erreichen. Insoweit komme es auf ein entsprechendes Unternehmensleitbild, aber auch auf das Vorhandensein einer Zukunftsvision an. Griffig und absolut treffend formuliert ist der Unterschied zwischen “Management” und “Leadership”: “Managers do things right” bzw. “Leaders to the right things”. Ausführlich beschreibt Klein Zielvereinbarungen als Führungs- und Steuerungsinstrumente sowie Grundzüge des Konfliktmanagements. Auch in Kulturorganisationen komme es bei Führungsentscheidungen – gewissermaßen nach dem Motto “das Gegenteil von gut ist gut gemeint” – zu unbeabsichtigten Kollateralschäden.
Fazit: Ein gehaltvolles, unbedingt lesenswertes und für die tägliche Praxis des Kulturbetriebs ausgesprochen inspirierendes Buch.
Gerald Mertens