Saint-Saëns / Boutry / Tansman / Dutilleux / Bitsch / Poulenc

Le charme du Basson

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Profil/Edition Günter Hänssler PH11024
erschienen in: das Orchester 02/2012 , Seite 78

„Le charme du Basson“ als Titel dieser CD ist eine liebenswürdige Beschreibung französischer Fagottmusik und zusätzlich eine gelungene Hommage an die Tonsprache der jeweiligen Komponisten. Auch Etienne Ozi, der Begründer des französischen Fagottspiels Ende des 18. Jahrhunderts, würde hierbei mit Sicherheit den Fagottklang wiederfinden, der seiner damaligen Vorstellung von „Natürlichkeit, Anmut und Grazie“ nahe kommt.
Witzig und informativ ist schon zu Anfang im Begleittext die Präsentation des Instruments, wobei sich das Fagott den „sehr geehrten Musikfreunden“ mit all seinen musikgeschichtlichen und musikalischen Facetten eigenständig vorstellt.
Danach tritt der „Luftakrobat“ als Solist in Persona mit seinen kongenialen Partnern hörbar und mit einem überzeugenden Klangergebnis in den Mittelpunkt dieser Einspielung. Hierbei stellt Bence Bogányi nicht nur seine bläserische und instrumentale Klasse unter Beweis, sondern es gelingt ihm bei dem hohen Anspruch dieses Programms seine gestalterischen und musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten, verbunden mit einer kultivierten Klangcharakteristik, zu verwirklichen.
Die musikalischen Angebote erstrecken sich von der humorvollen, aber auch ausdrucksstarken Sonate für Fagott und Klavier op. 168 von Camille Saint-Saëns (dessen letzte Komposition vor seinem Tod 1921) über Roger Boutrys motorisch-percussives Stück Interférence I und die virtuose und spielfreudige Sonatine von Alexandre Tansman bis zu Henri Dutilleux’ intimem und stimmungsvollem Werk Sarabande und Cortège, gefolgt vom musikantischen Concertino von Marcel Bitsch und am Ende dem liebenswürdigen und heiteren Trio für Oboe und Fagott von Francis Poulenc.
Bogányi beschreitet hierbei keine neuen Wege, sondern bewegt sich auf hohem Niveau innerhalb eines traditionellen Literaturangebots. Einfühlsam und inspirierend wird er auf diesem Wege begleitet von Brigitte Engelhard, ihres Zeichens Professorin am Mozarteum in Salzburg. Hinzu gesellt sich auf künstlerischer Augenhöhe die Oboistin Clara Dent, Professorin an der Hochschule für Musik in Nürnberg.
Bence Bogányi studierte u.a. bei Lásló Hara, Asger Svendsen, Helman Jung und Klaus Thunemann. Als Solofagottist begann er 1997 seine Orchesterlaufbahn in Helsinki, danach folgte seine Tätigkeit im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Seit 2007 ist er Solofagottist der Münchner Philharmoniker. Er gewann außerdem zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben und leitet seit 2009 als Professor eine Fagottklasse an der Musikhochschule in Nürnberg.
Alfred Rinderspacher