Werke von Berlioz, Chopin, Ravel, Fauré und Franck

La Valse

Sächsische Bläserphilharmonie, Ltg. Peter Sommerer

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Hänssler Classic
erschienen in: das Orchester 7-8/2023 , Seite 69

Während der Corona-Zeit hatten insbesondere Bläser einen schweren Stand, weil sie angeblich ihre Viren ungeschützt in die Welt versprühten, während Streicher immerhin noch mit Mundschutz spielen durften. Umso mehr freut man sich, wenn seit Kurzem eine beim Label Hänssler erschienene CD mit der facettenreich agierenden Sächsischen Bläserphilharmonie zu erwerben ist, die mit satten und warmen Bläserklängen aufwartet.
Unter der fachkundigen Leitung von Peter Sommerer, der als Österreicher die süddeutsche, schweizerische und österreichische Blasmusiktradition mit der Muttermilch aufgesogen hat, präsentieren die ostdeutschen Bläser hier nun ein französisch orientiertes Programm. Namensgeber ist Maurice Ravels turbulentes Stück La Valse, das sich als das mit dem wohl höchsten Anspruch herauskristallisiert. Insbesondere hier zeigt sich die beinahe süchtig machende Eleganz des hohen und das sahnige Klangvolumen des tiefen Blechs und die mitreißende Präzision der flinken Holzbläserfinger, die den schwierigen Streicherpart zu meistern haben. Die Stücke selbst sind mit klangschönen, tonprächtigen wie intonationsfeinen Passagen bestens austariert. Selbst für den Bearbeiter, den in der Blasmusikszene berühmten und erfahrenen, inzwischen über 90 Jahre zählenden Komponisten Siegmund Goldhammer, muss La Valse eine herausfordernde Mammutaufgabe gewesen sein. Doch gelang ihm ein überzeugendes, aussagekräftiges bläserisches Klangbild, welches gleichwertig neben Ravels subtiler und farbenreicher Orchestration bestehen kann. Ein wahrer Farbenrausch für jeden Liebhaber sinfonischer Blasmusik.
Auch die übrigen Werke werden vom Blasorchester, das ohne Saxofone auskommt, auf höchstem Niveau dargeboten. Der Bläserreigen beginnt mit Hector Berlioz’ Römischem Karneval in einer modernen Version von Tohru Takahashi, der nicht nur als einfallsreicher Bearbeiter romantischer und moderner groß besetzter Musik, sondern auch als Komponist und Dirigent schon länger in Erscheinung getreten ist. Der in der Bläserphilharmonie mit dem Flügelhorn tätige Thomas Scheibe konzentrierte sich auf zwei kürzere Werke, und zwar die bekannten Les Sylphides von Frédéric Chopin sowie die berühmte Pavane aus der Feder von Gabriel Fauré, die er beide mit viel Sinn für Bläserschmelz im neuen Klanggewand bearbeitete. Als finales Werk erklingt Le Chasseur Maudit von César Franck: Wie geschaffen für kolossalen und faszinierenden Panoramaklang mit besonderen Aufgaben für das mittlere und tiefe Blech, das sich hier von seiner besten Seite mit auffordernder Klangmacht präsentiert, erscheint auch dieses viertelstündige Werk, das der Schweizer Komponist Stephan Hodel kenntnisreich mit Fingerspitzengefühl orchestrierte, hier im neuen Licht.
Werner Bodendorff

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