Fischer, Walter Boris

Kunst vor Management

Führung und Förderung von Kulturinstitutionen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Ruegger, Zürich 2004
erschienen in: das Orchester 07-08/2005 , Seite 82

Der Titel des Buchs enthält ein klares Bekenntnis: Kunst vor Management. Nicht Kunst für Management, sondern eher „Management für die Kunst“. Damit befindet sich der Autor mitten im Spannungsfeld zwischen künstlerischer Freiheit einerseits und ökonomischen Zwängen andererseits. Er versucht, Perspektiven auszuloten, wie die Führung und Förderung von Kulturinstitutionen in diesem Spannungsfeld gelingen kann. Dies geschieht auf einer ausgesprochen breiten Basis: Zur Sprache kommen Kultur und Kunst; Aspekte der Kulturförderung; Kultur, Wirtschaft und Kulturwirtschaft; Kulturmanagement; Corporate Governance und Kultur sowie Kultur und Ökonomie. Damit entsteht zum einen zwangsläufig das Problem, dass vieles nur angerissen werden kann und dass „die angesprochenen Themen ausführlicher und detaillierter behandelt werden könnten“ (S. 16), was der Autor entsprechend durch sein umfängliches Literaturverzeichnis erleichtert.
Das zweite Problem einer derartig breiten Anlage betrifft die Zielgruppe. Der Autor wendet sich an „Kulturschaffende, Verantwortliche von Kulturinstitutionen aller Sparten und Positionen, ihre Trägerorganisationen mit Vorständen und Verwaltungsräten, Mitglieder von Kulturkommissionen, Politiker der Legislative und Exekutive sowie Verantwortliche von öffentlichen Kulturstellen und Studierende im Bereich Kulturmanagement und andere Interessierte“. Es versteht sich von selbst, dass eine so heterogene Leserschaft ganz unterschiedliche Bedürfnisse mitbringt.
So hängt der Autor gewissermaßen „zwischen allen Stühlen“: Während man den Kulturschaffenden sicherlich nicht zu erläutern braucht, was Kunst ist (vgl. den Max Liebermann zugeschriebenen Kalauer: „Kunst kommt von Können, käme sie von Wollen, so würde sie Wunst heißen“), dürften die Manager von Kulturorganisationen, sofern sie halbwegs professionell arbeiten, recht gut mit den Tücken des „Kulturmanagements“ vertraut sein. Angesprochen fühlen werden sich vor allem angehende „Kulturmanager“, die sich eine erste Orientierung über das Spannungs- und Handlungsfeld verschaffen möchten. Dieser Zielgruppe wird der Autor auch deswegen am besten gerecht, weil er einen aktuellen und ausführlichen Überblick über Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Kulturmanagement bietet.
Der gut aufbereitete Text liest sich ausgesprochen angenehm: Farben und Randtexte sorgen für Übersicht, Schaubilder und Tabellen fassen Informationen anschaulich zusammen, Beispiele aus der Praxis sorgen für die notwendig „Erdung“, und Fotos von Aufführungen, Bildern, Kunststätten und Interpreten lockern die Darstellung auf. Schade ist insbesondere aus der Perspektive deutscher Leser allerdings, dass sich die Ausführungen zur Kulturförderung und zum Corporate Governance fast ausschließlich auf die deutschsprachige Schweiz beziehen; schade, weil gerade die ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen entscheidende Handlungsparameter für die Führung und Förderung von Kulturinstitutionen darstellen.
Sabine Boerner

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