Gerlach-March, Rita

Kulturfinanzierung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: VS-Verlag, Wiesbaden 2010
erschienen in: das Orchester 04/2011 , Seite 63

Das Buch zur Kulturfinanzierung von Rita Gerlach-March ist das fünfte von acht bereits erschienenen Lehrbüchern der Reihe „Kunst- und Kulturmanagement“, wobei die ganze Reihe gegenwärtig auf 16 Bände ausgelegt ist. Das Thema Kulturfinanzierung hat sich in den vergangenen Jahren in der Praxis zu einem wahren Brennpunkt entwickelt. Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert. Im einleitenden ersten Kapitel werden Begriff und Grundlagen der Kulturfinanzierung erläutert, wobei es verschiedene Ebenen und Blickwinkel der Differenzierung gibt, z.B. nach der öffentlichen oder privaten Rechtsträgerschaft von Einrichtungen oder nach den drei Sektoren Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Aus diesen grundsätzlichen Betrachtungen ergibt sich dann auch folgerichtig die weitere Gliederung des Buchs in die Kapitel zum „Public Funding“, also der Finanzierung durch die verschiedenen Ebenen der öffentlichen Hand (bis hin zur Europäischen Union), zum „Private Funding – Fundraising im weiteren Sinne“ und schließlich im vierten Kapitel zum „Earned Income – Primäre und sekundäre Betriebseinnahmen“. Die Autorin stellt klar, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen theoretischen Modellen der Kulturfinanzierung in der Praxis immer mehr verschwimmen und sich Finanzierungsstränge überschneiden bzw. ergänzen können.
Im Bereich der öffentlichen Kulturförderung werden neben allgemeinen Grundlagen der direkten und indirekten Förderwege die drei maßgeblichen Ebenen Bund, Länder und Kommunen dargestellt und immer wieder durch Einzelfallbeispiele illustriert. Auf Länderebene werden die Unterschiede zwischen Flächenländern und Stadtstaaten besonders erläutert. Besonders aufschlussreich sind die Darstellungen zur EU-Förderung, die im Theater- und Orchesterbereich bislang kaum ins Bewusstsein gerückt ist.
Im dritten Kapitel zur privaten Kulturfinanzierung geht es schwerpunktmäßig um die Themen Fundraising und Sponsoring, die Unterstützung durch private Stiftungen und Public Private Partnerships. Checklisten, Grafiken und Tabellen geben einen instruktiven Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten für Kulturbetriebe, benötigte Ressourcen (Geld, Sach- und Dienstleistungen) auch ohne materielle oder marktübliche Gegenleistungen zu erreichen. Das letzte Kapitel gliedert sich in die Betrachtung der primären und sekundären Betriebseinnahmen. Was wird alles durch Kartenverkauf, Gebühren, Rechteverkauf etc. erwirtschaftet, was durch zusätzliche Aktivitäten aus Merchandising, Vermietung, Café- oder Barbetrieb, Anzeigenverkauf usw.? Zahlreiche Fallbeispiele geben Anregungen zur Verbreiterung der Einnahmebasis für den Kulturbetrieb.
Das Buch ist mehr als ein reines Lehrbuch für Studierende. Praktiker aus Kultur-, Theater- und Orchestermanagement werden zahlreiche Anregungen, aber auch valides Zahlenmaterial für die kulturpolitische Argumentation rund um ihre Einrichtung finden.
Gerald Mertens