Fischer, Walter Boris

Künstler & Co.

Mitarbeiterführung in Theatern, Orchestern und Museen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Rüegger, Zürich/Chur 2008
erschienen in: das Orchester 09/2008 , Seite 61

Wer eine Kultureinrichtung in hervorgehobener Position leitet, hat immer komplexere Aufgaben zu erfüllen. Die meisten Intendanten von Opernhäusern kommen aus dem Bereich von Spielleitung und Regie. Die Prüfung der Qualifikation, wie man einen vom Volumen her mittelständischen Kulturbetrieb und dessen Personal professionell führt, bleibt bei der Auswahl dieses Leitungspersonals bis heute meist unberücksichtigt.
Hier setzt das Buch von Walter Boris Fischer an, „da in künstlerischen Betrieben selten jemand konsequent auf seine Vorgesetztenrolle vorbereitet wird“. „Wer führt, muss führen wollen“, so lautet einer der ersten Leitsätze und man ist geneigt zu ergänzen: „Führung kann man lernen.“ Im ersten von insgesamt fünf Abschnitten beschreibt Fischer zunächst die verschiedenen Sparten, Arbeitsbereiche und spezifischen Besonderheiten der regelmäßigen Abläufe in Theatern, Orchestern und Museen. Der zweite Abschnitt steht unter der Überschrift „Führung und Führungsvoraussetzungen“. Hier listet der Autor eine ganze Reihe von Faktoren auf, was gute Führungskräfte auszeichnet; besonders weist er auf deren Vorbildfunktion hin. In Kulturbetrieben bedeutet Führung vor allem Motivieren zum Miteinander. Anhand von Praxisbeispielen erörtert der Autor auch Führungsfehler und deren Konsequenzen. Ein besonderes Problem macht Fischer bei häufiger Abwesenheit von Leitungspersonal aus: Wer nicht präsent sei, könne eben nicht führen.
Bei den Führungskompetenzen werden auf einer Ebene die Fachkompetenz, die Methodenkompetenz und die soziale Kompetenz mit ihren Facetten behandelt. Daneben geht es um weitere wichtige Schlüsselkompetenzen wie Allgemeinbildung, Intelligenz oder visionäres Denken, die vorhanden sein sollten. Interessanterweise stellt Fischer aber nicht nur auf die Führungsqualifikationen von Intendanten und Direktoren ab, sondern auch auf erforderliche Führungsaufgaben in Trägerinstitutionen, also in politischen Gremien und Aufsichtsorganen von Theatern, Orchestern und Museen. Funktionierende Führung setzt u.a. klare Organisations- und Entscheidungsstrukturen voraus.
Im dritten Abschnitt geht es dann um die Führungspraxis, insbesondere also um die Beeinflussung und inhaltliche Mitnahme der Mitarbeitenden. Aspekte der Motivation, Mitarbeiterförderung, Fürsorgepflicht, Information und Kommunikation werden mit zahlreichen Praxisbeispielen erläutert, Zielvereinbarungen und Erfolgskontrollen als Führungsaufgaben beschrieben. Unter der Überschrift Führungsverhalten erläutert Fischer einzelne Führungssituationen, -stile und -techniken. Im vierten Abschnitt fasst der Autor schließlich die wesentlichen Aspekte der Mitarbeiterführung im Kunstbereich noch einmal übersichtlich zusammen.
Der Anhang liefert ein gut gegliedertes Stichwort-, Text- und Literaturverzeichnis, die den Nutzwert des Buches weiter steigern. Wer sich bereits in einer Führungsposition im Kulturbereich befindet, wird das Buch ebenso mit Gewinn lesen wie der Student oder Einsteiger, der sich zu künftigen Führungsaufgaben berufen fühlt. Mit diesem Buch ist er dafür gut gerüstet.
Gerald Mertens