Mozart, Wolfgang Amadeus
Konzertsatz E‑Dur für Horn und Orchester KV 494a
ergänzt von Uri Rom, Partitur/Klavierauszug
Wolfgang Amadeus Mozart hat, wie man anhand von Schrift- und Papieranalysen erkennen kann, in den Jahren 1785 bis 1786 einen Konzertsatz für Horn und Orchester in E‑Dur komponiert. Von diesem Werk ist leider nur ein Fragment erhalten und in der Musikabteilung der Staatsbibliothek Berlin aufbewahrt. Dies ist allerdings nicht das einzige Konzertfragment für Horn von Mozart. Der Rondosatz in Es-Dur KV 371 wurde 1989 vervollständigt, nachdem ein Fragmentteil in New York auftauchte. Vom ersten Satz KV 370b fehlen immer noch Fragmentteile, es wurde aber bereits u.a. von Robert D. Levin vervollständigt. Das hier vorliegende Werk beinhaltet eine Ergänzung von Uri Rom, Komponist und Dirigent in Berlin. Der Fragmentteil endet mit Takt 91, nach dem vierten Blatt. Vermutlich wurden weitere Blätter von Mozart komponiert, die leider verschollen sind.
Die Originalbesetzung ist notiert für Corno Principale, 2 Violini, Viole, 2 Oboe, 2 Corni in E und Bassi. Bei der Bezeichnung Viole handelt es sich um eine Bratschenstimme, da sie ohne doppelten Notenschlüssel wie zum Beispiel bei den Oboen notiert wurde. Rom entschied sich allerdings für zwei Violen in seiner Fassung. Eine sehr gelungene Ergänzung zu diesem Werk gibt es bereits seit 1983 von Hermann Jeurisson, der komponistentreu eine anmutige und auch für Naturhorn gut spielbare Version anfertigte. Uri Rom hat sich bei seiner Vervollständigung des Fragments nur bedingt an das Vorbild der Mozart-Hornkonzerte gehalten. Er sieht eher eine enge Verwandtschaft zum A‑Dur-Klavierkonzert KV 488 und nimmt dieses aufgrund interner Proportionen als Vorbild.
Sein Kompositionsstil ist zwar klassisch, aber eher mit dem Antonio Rosettis (1750–1792) zu vergleichen. Vielleicht wegen der für Mozarts Verhältnisse ungewöhnlich langen Einleitung, die man eher bei den Konzerten Rosettis findet, entschied er sich, in dessen Stil weiter zu komponieren.
Die vielen Sequenzen in Takt 114 ff. sind für Mozart untypisch, ebenso die Triolenfigur kurz davor in Takt 106 f. Die zweite Hälfte des Takts 107 erinnert an Siegfrieds Hornruf! Die für Naturhorn sehr diffizilen Sechzehntelläufe ab Takt 176 sind von Synkopen im Orchester begleitet. Mozart hat in seiner Einleitung (fast ein Drittel des Stücks) keine Synkopen verwendet. Das von Mozart in der Einleitung vorgegebene thematische Material wurde von Rom durchaus benutzt und weiter entwickelt. Er hätte sich aber noch genauer an das Fragment halten können und das Seitenthema zum Beispiel in seiner Ursprungsgestalt auch in der Solostimme bei der Reprise wiedergeben können.
Die Ausgabe der Robert Ostermeyer Musikedition ist von hervorragender Qualität. Die Noten sind sehr gut leserlich, das Papier hochwertig. Die kurze Einleitung von Robert Ostermeyer ist sachlich fundiert und informativ. Ein großes Lob Uri Rom für seine Bemühungen.
Thomas Swartman