Bach, Johann Sebastian, Wolfgang Amadeus Mozart / Dmitri Schostakowitsch

Konzerte für zwei Klaviere

Rubrik: CDs
Verlag/Label: ebs records 6125
erschienen in: das Orchester 07-08/2005 , Seite 87

Bei ebs records ist eine neue CD mit den beiden russischen Pianisten Anatol Ugorski und Dina Ugorskaja erschienen. Begleitet werden sie vom Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der impulsiven Leitung von Vladislav Czarnecki. Beim Konzert c-Moll BWV 1060 von Johann Sebastian Bach fällt sogleich ein ausgesprochen transparenter Musizierstil auf. Ebenso akkordmächtig wie beweglich wird dabei die klangliche Vielfalt der Instrumente zum Klingen gebracht. Das Konzert wird für die Bearbeitung eines nicht erhaltenen Konzerts für Oboe, Violine und Orchester gehalten. Das dichte Geflecht der Ritornellverarbeitung leuchtet immer wieder strahlend und durchsichtig hervor, und die beiden temperamentvollen Solisten haben das forsche Thema immer im Griff. Schier unerschöpflich ist die Wirkungskraft dieses Themas in all seinen Abwandlungen und Kombinationen. Der Dialog zwischen den beiden Solisten entwickelt sich ausgesprochen kunstvoll. Insbesondere der Siciliano-Mittelsatz zeigt mit dezenter Pizzicato-Begleitung eine ganz eigene Poesie.
Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert Es-Dur für zwei Klaviere und Orchester KV 365 lebt in der dezenten Wiedergabe durch Anatol Ugorski und Dina Ugorskaja ganz von einem heiteren und poetischen Charakter. Das erste Klavier übernimmt hier zwar konsequent die Führung, lässt dem zweiten aber immer wieder genügend Freiraum für geradezu „salzburgische“ Wirkungskraft. Der taktweise Wechsel des Passagenspiels gerät dabei ausgesprochen reizvoll und besitzt feurig perlende Terzen- und Sextenpassagen.
Dieses Konzert war ursprünglich für das Zusammenspiel Mozarts mit seiner Schwester gedacht. Die Partner unterhalten sich hier höchst lebendig, ein ausdrucksvoller Wetteifer befeuert die konzertante Auseinandersetzung. Die Themen besitzen Glanz und Selbstbewusstsein, gleiten manchmal aber auch schon in erstaunliche Schatten, die schnell verfliegen. So ergibt sich ein sphärenhaft-unverfänglicher musikalischer Ausdruck und ein ausgesprochen transparentes Klangbild. Das Andante gibt sich nicht sonderlich schwermütig und geht nach Phasen des Ausbruchs bald wieder auf die Beschwichtigungen des Orchesters ein. Auch das Allegro-Rondo sprudelt in köstlicher Frische dahin.
Interessant ist auf dieser CD zuletzt die Begegnung mit Dmitri Schostakowitschs Concertino für zwei Klaviere op. 94, das dieser für seinen Sohn Maxim schrieb. Das Concertino entstand 1953 und wurde 1954 von Maxim Schostakowitsch und Alla Maloletkowa im Kleinen Saal des Konservatoriums uraufgeführt. Schwere Punktierungen in tiefer Lage werden hier von einer Kette ruhiger, hoher Akkorde aufgehellt. Die Poesie und Lyrik Tschaikowskys steht bei dieser Interpretation ganz deutlich Pate. Einige Sequenzen geben sich pathetisch, französisch-klassizistische Vorbilder werden angesprochen. Die Kühnheiten der Harmonik werden von rhythmischer Stoßkraft fulminant unterstützt. Gelegentlich kommt sogar so etwas wie Walzer-Schwermut auf.
Alexander Walther