Mozart, Wolfgang Amadeus
Konzerte für Flöte und Orchester
Eine Aufnahme der beiden Mozart-Konzerte, zusammen mit Andante C-Dur und Rondo D-Dur, gespielt von der Flötistin Junko Ukigaya in der Konzerthalle Frankfurt (Oder) angesichts der zahlreichen Einspielungen, die es von diesen Stücken bereits gibt, ist man doch sehr neugierig, was auf dieser CD, vielleicht noch als Nachlese zum Mozartjahr 2007, zu hören sein wird.
Lässt man einige der existierenden Aufnahmen Revue passieren, so muss man feststellen, dass Mozarts Musik leider viel zu oft in einer Art Probespiel-Version vorgeführt wird: schnell, mit brillanter Technik, mit großem und klangschönem Ton und dazu intensivem Vibrato. Begleitet wird mit voluminösem Orchesterklang, wie er vielleicht sinfonischen Werken angemessen sein mag. Im Vergleich zu solchen Einspielungen braucht sich die von Junko und Takao Ukigaya nicht zu verstecken. Doch etwas fehlt! Bei dieser weit verbreiteten Art, Mozart zu spielen, hört man zu wenig von dem, was seine Musik ausmacht, zu wenig von ihrer Leichtigkeit, ihrem Witz, von den in ihr enthaltenen schmerzlichen und heiteren Gefühlen, nichts von den Zwischentönen und schon gar nichts von des Gedankens Blässe, die auch dabei ist. Mit solchem Flötenspiel hätte Orpheus die Götter nicht rühren können aber sein Probespiel natürlich gewonnen.
Trotz inzwischen jahrzehntelanger aufführungspraktischer Bestrebungen sind Aufnahmen von Mozarts Flötenkonzerten immer noch selten, bei denen mit empfindsamer Tongestaltung, sprechender Phrasierung und in lebendigem Dialog mit dem Orchester musiziert wird. Anders als das in mancher Hinsicht wirklich nicht vollkommene Instrument der Mozart-Zeit könnte heute die moderne Flöte mit ihren dynamischen tonlichen Mitteln ganz wunderbar die seelischen Konflikte in Mozarts Musik vermitteln. Originalklang wäre dafür gar nicht einmal nötig, aber Herz und die Ohren und das Zungenspitzl am rechten Ort zu haben, wie es Mozart am Mannheimer Hof-Flötisten Wendling rühmte, wäre bestimmt eine notwendige Voraussetzung.
In der vorliegenden Aufnahme klingt alles sehr gesund, geradezu sportlich, der Solistin steht ein betörend schöner Klang zur Verfügung und ihr Spiel lässt auch technisch nichts zu wünschen übrig. Das Orchester lässt sich jedoch (oder dementsprechend?) zu wenig auf Dialog und Mitgestaltung ein. Die musikalisch schönen und überzeugenden Momente, die es auch in dieser Aufnahme immer wieder gibt, erscheinen eher zufällig, nicht als Folge eines mozartgemäßen Interpretationskonzepts. Da sie wie gesagt den alten, oder besser: den neuen Spielgewohnheiten folgt, ist diese Einspielung leider nur eine von vielen, die Mozarts Musik nicht nahe genug kommen, ihrem Gedanken- und Gefühlsreichtum nicht gerecht werden. Im Booklet hat sich leider ein Irrtum eingeschlichen: Das Andante C-Dur ist kein alternativer Mittelsatz zum D-Dur-Konzert, sondern sollte vermutlich das zu ernst geratene Adagio des G-Dur-Konzerts ersetzen.
Ursula Pesek