Mendelssohn Bartholdy, Felix

Konzert Nr. 2

für Klavier und Orchester d-Moll op. 40, Partitur Ausgabe für 2 Klaviere

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2009
erschienen in: das Orchester 03/2010 , Seite 64

Gedenkjahre bringen oft Dynamik in Forschung und Editionen. So bescherte uns das Mendelssohn-Jahr 2009 CD-Neuerscheinungen (z.B. weithin unbekannter Lieder des Komponisten), mehrere Biografien unterschiedlicher Qualität, ein sehnsüchtig erwartetes Werkverzeichnis (vorgelegt von Ralf Wehner), die ersten Bände der spannenden Briefe (insgesamt werden 5000 Briefe Mendelssohns und 7000 Briefe an ihn in den kommenden Jahren ediert werden) oder eine gründliche Ausgabe des Oratoriums Elias op. 70 im Rahmen der Gesamtausgabe in sage und schreibe fünf Bänden! Letzteres hat mit Mendelssohns “Revisionswut” zu tun: zum einen versuchte er frühere Fassungen immer wieder zu verbessern, zum anderen existieren oft Varianten für andere Besetzungen. Dies war im Übrigen auch der Anlass, das Werkverzeichnis erst einmal bescheiden nur als “Studienausgabe” mit knapp 700 Seiten herauszubringen und einer noch zu erstellenden größeren Ausgabe mit ausführlichen Angaben, die man heutzutage von einem Werkverzeichnis erwartet, Raum zu geben.
Unter Mendelssohns Solo-Konzerten hat sich ja fast nur das Violinkonzert e-Moll im allgemeinen Bewusstsein gehalten; seine Klavierkonzerte für ein oder zwei Klaviere oder das Doppelkonzert für Violine und Klavier hingegen schafften es selten ins Repertoire.
Bei Breitkopf und Härtel erschien nun das tatsächlich sehr selten zu hörende d-Moll-Konzert op. 40 in zwei Ausgaben, die beide wohl frühere Drucke aufgrund ihrer sorgfältigeren Editionsweise ersetzen werden. Im Rahmen der Leipziger Mendelssohn-Ausgabe – der wissenschaftlich kompetentesten Stelle der Mendelssohn-Forschung – gab Christoph Hellmundt die Partitur auf 82 Seiten heraus und versah sie mit einem ausführlichen informativen Vorwort zur Entstehungsgeschichte, den ersten Aufführungen, den Verhandlungen zur Drucklegung und weiteren Aufführungen. Ein gründlicher kritischer Bericht mit Quellenübersicht, Quellenbewertung, zur Editionspraxis des Bandes und detaillierten textkritischen Anmerkungen beschließt den Band. Das Notenbild ist klar und übersichtlich und reduziert so oft als möglich die Partitur auf die gerade spielenden Instrumente.
Für die “praktische” Edition mit zwei Klavieren kürzte Christoph Hellmundt sein Vorwort, Siegfried Petrenz besorgte eine Reduktion des Orchesterparts für ein begleitendes Klavier. Sie ist gut spielbar, verzichtet darauf, den Klaviersatz zu überladen, und bemüht sich um Wendefreundlichkeit (was verständlicherweise nicht immer einzuhalten ist). Beim Solopart wird davon ausgegangen, dass der Solist auswendig spielt, also nicht umblättern will oder muss. Auch hier ist das Notenbild klar und übersichtlich – mehr kann man sich nicht wünschen, es sei denn, dass die Ausgabe einer weiteren Verbreitung dieses zu Unrecht im Schatten stehenden Konzerts förderlich sein möge.
Wolfgang Brunner