Sperger, Johann Matthias

Konzert Nr. 18 für Kontrabass & Orchester

Dirigierpartitur/Klavierauszug mit Solostimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Saier & Hug, Berlin 2006
erschienen in: das Orchester 05/2007 , Seite 77

Johann Matthias Sperger (1750- 1812) war Kontrabassist in den Orchestern des Kardinals Batthyanyi in Pressburg und des Grafen Erdödy in Kohdifisch, seit 1787 bis zu seinem Tod in der Herzoglich Mecklenburgischen Hofkapelle zu Ludwigslust und Schwerin. Von seinen Kompositionen sind einige kirchliche Vokalwerke (Motetten, Kantaten), besonders aber eine Menge Sinfonien, Konzerte, Kassationen, Divertimenti, Quartette, Trios und auch Klavierwerke handschriftlich erhalten.
Die meisten Kammermusiken und Konzerte aber hat er für den eigenen Gebrauch geschrieben: Er zählte zu der damals noch kleinen Elite von Kontrabass-Virtuosen, die sich solistisch hören ließen. In der Zeit zwischen 1777 und 1805 reiste er viel, und in dieser Zeit entstanden auch die meisten seiner Werke. Die Berlinische Musikalische Zeitung schrieb 1805 über Sperger: „Er wäre ein ganz vorzüglicher Ripienist, dass er aber auf dem Contrabass Solos, Konzerte etc. spielte, verzeihe ihm der Himmel, die Kritik kann und darf es nicht.“ Waren die ersten seiner insgesamt achtzehn Kontrabass-Konzerte thematisch und satztechnisch relativ schlicht, so sind die Werke der späten Schaffensperiode doch ausgesprochen anspruchsvoll, technisch schwierig und musikalisch interessant.
Das 18. Konzert, das genau vor 200 Jahren entstand und nun erstmals im Druck vorgelegt wird, zeigt einen sehr ausgeprägten Personalstil, der auf enorme künstlerische Fertigkeit und Routine hinweist. Karsten Lauke, Solobassist der Mecklenburgischen Staatskapelle und in dieser Eigenschaft quasi ein Nachfolger Spergers in Schwerin, hat das Werk für den modernen Kontrabass eingerichtet und spielbar gemacht. Sperger, der aus dem ehemals österreichischen Feldsberg stammte (heute Valtice in Tschechien), hat in Wien bei Friedrich Pischelberger studiert und spielte natürlich in der damals üblichen Wiener-Kontrabass-Stimmung und der damit verbundenen Technik. Lauke verlegte das Konzert vom originalen c-Moll nach a-Moll, anders wären die vielen Doppelgriffpassagen und die Flageolett-Stellen in der Solostimmung unserer heutigen Bässe nicht möglich. Insgesamt aber versuchte er, dem Original so nahe wie möglich zu kommen. Für den praktischen Gebrauch wurden unter der Verlagsnummer 57 gleich zwei Ausgaben hergestellt: einmal die Solostimme mit einem Klavierauszug, zum anderen eine Dirigierpartitur und Orchesterstimmen. Weitere Veröffentlichungen Sperger’scher Konzerte sind geplant.
Wolfgang Teubner