Johann Matthias Sperger

Konzert Nr. 17 in A-Dur (T 17) und Konzert Nr. 18 in h-Moll (T 18)

für Kontrabass und Orchester, Klavierauszug

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger
erschienen in: das Orchester 03/2018 , Seite 63

Johann Matthias Sperger gebührt vermutlich die Ehre, den Weltrekord als Komponist von Konzerten für Kontrabass und Orchester zu halten. Mit der stattlichen Anzahl von 18 solcher Werke kann zumindest keiner der anderen einschlägigen Virtuosen-Komponisten wie Dragonetti oder Bottesini mithalten. Hinzu kommt, dass Spergers Werk fast lückenlos dokumentiert und heute an einem Ort, der Landesbibliothek Mecklenburg-Schwerin, verfügbar ist. Spergers Witwe stellte den gesamten Nachlass des Musikers, der über 20 Jahre in Diensten des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin am Hof in Ludwigslust stand, dem damaligen Herrscher zur Verfügung.
Aus diesem Schatz hat Doblinger nun die beiden letzten Kontrabasskonzerte herausgebracht, die
einen Komponisten und Virtuosen auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft zeigen. Nach Jahren in unterschiedlichen Stellungen und als freiberuflich wirkender Virtuose hatte sich Johann Matthias Sperger in den Jahren vor seinem Tod 1812 einen Ruf in der Musikwelt erarbeitet, den er über viele Kontakte zu adligen Widmungsträgern festigte und der weit über sein Wirkungsfeld im Norden Deuschlands hinausging: Die eigenen Werke, noch dazu für ein nicht gerade alltägliches Soloinstrument, mit dem Leipziger Gewandhausorchester aufführen zu dürfen, war auch vor gut 200 Jahren schon eine enorme Ehre und Ausweis für die Wertschätzung, der sich der österreichische Komponist erfreute.
Wie bei einem Virtuosen des angehenden 19. Jahrhunderts zu erwarten, weisen die beiden letzten Kontrabasskonzerte Spergers signifikante technische Schwierigkeiten auf. Der Solist hat zwar vom Bass bis zum Diskant gut vier Oktaven abzudecken, bewegt sich aber fast durchweg in relativ hoher Lage. Dadurch und aufgrund des sehr transparenten Begleitsatzes erhält die Intonation zusätzliche Bedeutung. Das gilt umso mehr für die umfangreichen Doppelgriff-Passagen in den langsamen Sätzen. Diese Doppelgriffe stellen die beiden Herausgeber, Klaus Trumpf und Miloslav Gajdoš, in ihrem Vorwort zwar zur Disposition, jedoch wird kein ambitionierter Interpret auf diese Effekte verzichten wollen. Anders als zu Lebzeiten des Komponisten sind heute Musiker selbst kleinerer professioneller Sinfonie- oder Opernorchester in der Lage, Spergers Werke aufzuführen.
Einen wesentlichen Unterschied zu den Aufführungen zu Lebzeiten Johann Matthias Spergers gibt es heute auf jeden Fall. Die damals von vielen Kontrabassisten benutzte sogenannte Wiener Stimmung der vier Saiten in einer Quarte und zwei Terzen findet außer vereinzelt in Originalklangensembles keine Anwendung mehr. Aus diesem Grund sind die Solostimmen der beiden hier vorliegenden Ausgaben für den Kontrabass in der heutigen (Solo-)Stimmung aus drei Quarten eingerichtet. Wer indes Spergers „Original“ verfolgen will, findet dieses (untransponiert) im Klavierauszug wieder.
Daniel Knödler