Rosetti, Antonio
Konzert für Oboe und Orchester Nr. 5 in C-Dur
RWV C29, hg. und mit Kadenzen versehen von Kurt Meier, Partitur/Klavierauszug
Seit der Freistaat Bayern 1980 die Oettingen-Wallersteinsche Hofbibliothek für 40 Millionen Mark gekauft und den ansehnlichen Bestand nicht nur zahlreicher Musikerhandschriften der Augsburger Universitätsbibliothek übergeben hat, sind ansehnliche Werke des ehemaligen Kapellmeisters und böhmischen Komponisten Anton Rösler bzw. Antonio Rosetti an das Licht der Öffentlichkeit gelangt. So nun auch das Oboenkonzert in C-Dur, sein fünftes RWV 29 im Band 9 der Reihe C: Konzerte, welches 2010 im Winterthurer Musikverlag Amadeus als Erstdruck erschienen ist und wofür Kurt Meier verantwortlich zeichnet. Herausgeber ist die Internationale Rosetti-Gesellschaft mit ihrem Schriftleiter Günther Grünsteudel, der zusammen mit Meier zudem das Vorwort verfasste.
Und so basiert diese Ausgabe auch vorwiegend auf dem unvollständigen und undatierten Stimmensatz aus Augsburg: Die Solostimme sowie die der Viola I und der beiden Flöten lagern dort nur in Kopie. Die Originale befinden sich in der Mecklenburgischen Landesbibliothek Schwerin. Offensichtlich ist das vermutlich 1781/82 entstandene Konzert, das interessanterweise mit je zwei Flöten und Hörnern, geteilten Bratschen und wie üblich mit einer colla parte notierten Bass-/Violoncello-Stimme besetzt ist, in der Wallersteinschen Hofkapelle auch gespielt worden, und zwar von dem Widmungsträger Gottfried Klier selbst. Der ist 1780 dort als 1. Oboist eingetreten. Rosetti war vermutlich im September 1773 zunächst als Kontrabassist in die Dienste des Fürsten Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein getreten und hatte 1785 für vier Jahre die musikalische Leitung der Hofkapelle übernommen, wofür er als produktiver Komponist zahlreiche Sinfonien, Konzerte, Vokal- und Kammermusik u.a. auch für Bläser schrieb: mehr als 400 Einzelwerke.
Rosetti hat sich offenbar den technischen Möglichkeiten seines Solooboisten Klier auf wunderbare Weise angepasst und ihm das Konzert auf dem Leib geschrieben. Besonders der stilistisch sich an Haydn, Mozart und von Dittersdorf orientierende Kopfsatz liegt ausgezeichnet in den Fingern mit einem bequemen Tonumfang von c’ bis zum d”’ und ist ohne große Schwierigkeiten relativ schnell erlernbar. Bemerkenswert ist die neue rhythmische Komponente französischer Idiomatik, welche in der Reprise unvorbereitet auftaucht und dem Satz eine gewisse Spritzigkeit verleiht. Während der langsame Satz in der Molldominante zum Träumen einlädt und der Solist hier seinen goldenen Ton entfalten kann, ist der für den Solisten durchaus dankbar zu bewältigende und nicht allzu schwierige Finalsatz ein für diese Zeit typisches Rondo mit den ebenso unverkennbaren Couplets und Moll-Ritornellen. Die Ausgabe mit den Kadenzen von Meier ist für den praktischen Gebrauch ohne Kennzeichnung etwaiger Herausgeberzutaten eingerichtet und verzichtet somit auf einen Kritischen Bericht und verfügt über ein sehr gut lesbares Notenbild: ein wirklich reizendes Konzert nicht nur zum Spielen.
Werner Bodendorff