Hoffmeister, Franz Anton
Konzert für Kontrabass und Orchester “Nr. 1” (mit obligater Violine)
Partitur
Franz Anton Hoffmeister (1754-1812) wurde in der kleinen schwäbischen Bischofsstadt Rottenburg am Neckar geboren. Von dort aus ging er nach Wien, verdiente seinen Lebensunterhalt als Organist und ließ sich juristisch und musikalisch ausbilden. Schon bald begann er sich als Verleger von Musikalien zu betätigen, hauptsächlich natürlich von seinen eigenen Werken. Und er war als Komponist überaus fruchtbar, er schrieb u.a. neun Opern, vier Sinfonien, viele Solokonzerte, zahlreiche Kammermusiken. Hoffmeister war mit Mozart befreundet, verlegte als erster Beethovens Sonate Pathétique und wurde von Haydn als geiziger Charakter bezeichnet. Zusammen mit Ambrosius Kühnel gründete er in Leipzig das Bureau de musique, das später in den C.F. Peters Verlag aufging. Nach dem Tod seines Kompagnons ging er nach Wien zurück, wo er auch starb. Von den Kompositionen Hoffmeisters ist heute fast alles vergessen, zu seiner Zeit waren die Werke jedoch wegen ihrer flüssigen Sprache und Eingängigkeit sehr beliebt. Die beiden Bratschenkonzerte stehen noch immer als Probespiel-Literatur an und auch die Kontrabassisten profitieren von seinen insgesamt drei Konzerten, von denen das erste am bekanntesten ist. Die Zählweise ist jedoch nicht gesichert, da Hoffmeister sie weder nummerierte noch datierte. Deshalb steht das Konzert Nr. 1 meist in Anführungszeichen.
Von diesem in der streicherfreundlichen Tonart D-Dur stehenden Konzert gab es bisher nur eine Ausgabe für Kontrabass und Klavier in den beiden Verlagen Breitkopf & Härtel und Henle. Die 1966 vorgelegte Partitur erwies sich leider als recht fehlerhaft. Tobias Glöckler, Kontrabassist der Dresdner Philharmonie, der sich einen Namen als fachkompetenter Bearbeiter und Herausgeber machen konnte, stellt jetzt in einer Neuausgabe den verlässlichen Urtext vor. Der Solopart kann dabei sowohl in der Orchester- als auch der Solostimmung gespielt werden, selbst die historische Wiener Stimmung ist möglich. Die Orchesterstimmen in D-Dur mit zwei Oboen, zwei Hörnern, Streichern und Cembalo gibt es bei Breitkopf zu kaufen. Auf Wunsch können noch ein Fagott, zwei Trompeten und Pauken ad libitum eingesetzt werden. Das Material in C-Dur kann man dagegen nur leihweise bekommen.
Zwischen den beiden einfallsreichen und spielfreudigen Allegri steht ein gesangliches Adagio mit der Besonderheit, dass eine obligate Geige in ein Duett mit dem Kontrabass tritt. Diese reizende Idee, zwei so weit auseinanderliegende Instrumente miteinander singen zu lassen, griff Giovanni Bottesini in seinem Gran Duo Concertante später wieder auf. Eine weitere Kuriosität ist die Tatsache, dass die Stimme des Contrabbasso principale im Violinschlüssel notiert ist, also zwei Oktaven höher als der reale Klang. Glöckler folgt damit aber der damaligen Gepflogenheit.
Die in Kooperation von Breitkopf und Henle veröffentlichte Partitur des etwa 18 Minuten dauernden Konzerts ist grafisch sehr übersichtlich gestaltet. Dem Solisten werden an verschiedenen Stellen Ausführungsvorschläge angeboten, die der Dirigent hier mitverfolgen kann. Die Neuveröffentlichung ist eine große Hilfe für die Aufführung dieses reizenden und hörenswerten Konzerts, das man nicht nur für die Probespiele studieren sollte.
Wolfgang Teubner