Schumann, Robert

Konzert für Klavier und Orchester op. 54,

hg. von Bernhard R. Appel, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2010
erschienen in: das Orchester 01/2011 , Seite 67

Robert Schumann hat sich immer wieder mit der Gattung des Klavierkonzerts auseinandergesetzt – von Versuchen von 1827/28 und 1830/31 (Letzterer durch Lev Vinocour zu einer Aufführungsfassung ausgearbeitet) über einen nicht zu Ende geführten Konzertsatz von 1839 (1988 von Jozef de Beenhouwer zur Aufführungsfassung ausgearbeitet) bis zu der späten Komposition Introduktion und Concert-Allegro op. 134 von 1853, Schumanns letzter zu Lebzeiten veröffentlichter Orchesterpartitur.
Seine berühmteste und ambitionierteste Komposition dieses Genres war aber ganz ohne Frage das Klavierkonzert a-Moll op. 54. Zunächst entstand 1841 nur eine einsätzige Fantasie, die Schumann nach einer Leipziger Probeaufführung nochmals überarbeitete. Eine Veröffentlichung unterblieb und es dauerte bis 1845, ehe er die ergänzenden zwei Sätze komponierte und den nunmehr ersten Satz nochmals überarbeitete. In dieser dreisätzigen Form erlebte das Klavierkonzert am 4. Dezember 1845 in Dresden seine Uraufführung, unter der Leitung Ferdinand Hillers mit Clara Schumann als Solistin. Das Konzert war, wie Bernhard R. Appel in seinem kurzen Vorwort erläutert, zwar nur mäßig besucht, doch der Kritiker der Allgemeinen Musikalischen Zeitung pries die Aufführung und das Werk in höchsten Tönen. Mit der Leipziger Erstaufführung am 1. Januar 1846, vermutlich unter Niels Gade, trat die Komposition, deren Stimmenmate­rial noch im selben Jahr erschien (die Partitur folgte erst 1862), ihren Siegeszug an. Derzeit nennt der Bielefelder Katalog rund 175 liefer­bare Tonträger-Produktionen des Konzerts.
Aus dieser komplexen (aber nur lückenhaft nachvollziehbaren) Quellenlage hat Bernhard R. Appel eine überschaubare Edition des Klavierkonzerts vorgelegt, basierend auf der Neuen Schumann-Ausgabe. Der Notentext wird auf äußerst überzeugende, gut lesbare und ansprechende Weise präsentiert. Dabei wird die Edition nicht mit quellen-, überlieferungs- oder editionstechnischen Problemen überfrachtet – das heißt, die Probleme des Werks werden nur in dem kurzen (in drei Sprachen vorliegenden) Vorwort angeschnitten. Diese „Entschlackung“ mag auf den ersten Blick eine deutliche Erleichterung für den Nutzer sein, doch ist diese Leistung für den geforderten Preis nicht ausreichend – insbesondere da offenbar dieselbe hier vorliegende Partitur bei Eulenburg (mit CD) bereits für 13,95 Euro zu haben ist. Ob der Erkenntnisgewinn bei der nun vorgelegten, möglicherweise nochmals geringfügig überarbeiteten Ausgabe (hierüber erfährt der Leser nichts) den vergleichsweise hohen Preis rechtfertigt, ist zu bezweifeln. Angesichts der Tatsache, dass es selbst eine Fassung der ursprünglichen Fantasie von 1841 bereits auf den Tonträgermarkt geschafft hat, greift die vorliegende Ausgabe deutlich zu kurz.
Jürgen Schaarwächter