Winter, Peter von
Konzert für Klarinette und Orchester Es-Dur / Sinfonie Nr. 3 B‑Dur / Aria für Sopran, Solo-Klarinette und Streicher / Sinfonie Nr. 2 F‑Dur
Zu Lebzeiten galt Peter von Winter (1754–1825) als europäische Berühmtheit. Der einflussreiche Kapellmeister am Münchner Hof genoss als Komponist erfolgreicher Opern, Ballette, Kammer- und Kirchenmusik sowie als Pädagoge hohes Ansehen. Die Nachwelt indessen ist geteilter Meinung über ihn. Heute ist von Winter hauptsächlich als Opernkomponist bekannt. Er gehörte nicht zu jenen Künstlern, die musikalisch Neues fanden oder erfanden, vielmehr griff er verschiedene Einflüsse seiner Zeit auf und brachte sie zu glücklicher Synthese. Sein Verhältnis gegenüber Mozart, zu dessen Zauberflöte er das Fortsetzungswerk Das Labyrinth schuf, soll gespannt gewesen sein.
Der junge Peter spielte schon als knapp Zehnjähriger Geige in der Mannheimer Hofkapelle. Sein Talent wurde früh erkannt und er nahm Unterricht bei verschiedenen Hofmusikern, später war er kurze Zeit Schüler Georg Joseph Voglers und Antonio Salieris. 1778 verlegte Karl Theodor seinen Hof von Mannheim nach München. Winter stieg in den Rang des Orchesterdirektors auf. Im fruchtbaren kulturellen Klima der bayerischen Residenzstadt erfuhr Winters kompositorisches Schaffen neue Impulse. Bisher hatte er sich ausschließlich der Instrumentalmusik gewidmet, nun wandte er sich der Bühnenmusik zu. Seine Oper Das unterbrochene Opferfest von 1796 verhalf ihm international zum Durchbruch. Zwei Jahre später avancierte er zum Kapellmeister. Die von Maria Theresia in Auftrag gegebene Oper Colmal von 1809 betrachtete er selbst als besonders erfolgreiche Arbeit. Sie gehört zu den frühesten romantischen Opern. Anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums 1814 erhielt der Komponist den Zivildienstorden der bayerischen Krone und wurde in den persönlichen Adelsstand erhoben. In seinen späten Lebensjahren komponierte Peter von Winter vorwiegend Kirchenmusik. In seinem Todesjahr erschien die Vollständige Singschule in zwei Teilen.
Eine Vielzahl seiner kammermusikalischen Werke stammt aus der frühen Schaffenszeit, auch das Konzert für Klarinette und Orchester Es-Dur entstand vermutlich in Mannheim. In den abwechslungsreichen Rahmensätzen gibt von Winter dem Klarinettisten sämtliche Möglichkeiten, die charakteristische Klangpalette des Soloinstruments virtuos auszukosten. Der harmonisch schlichte Adagio-Satz lebt ganz von der kantablen Melodielinie, welche die Klarinette zeichnet. Frisch und anmutig klingt das Spiel Dieter Klöckers.
Nicht nur als Musiker, sondern auch als Musikforscher unermüdlich aktiv entdeckte Klöcker in Tschechien von Winters Konzertarie Torni al tuo sen la calma. Sopran und Klarinette wetteifern hier im reizvollen Miteinander. Dieter Klöcker findet in Isolde Siebert eine vortreffliche Partnerin für diesen musikalischen Dialog. Die zweite und dritte Sinfonie werden vom Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim nuancenreich interpretiert. Italienische und französische Stilelemente verbinden sich in den dreisätzigen Orchesterwerken, die um 1780 entstanden. Das Besondere dieser CD ist, dass es sich bei allen Aufnahmen um Ersteinspielungen handelt, die damit einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden können.
Juliane Bally