Bohne, Michael

Klopfen gegen Lampenfieber

Sicher vortragen, auftreten, präsentieren

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Rowohlt, Hamburg 2008
erschienen in: das Orchester 05/2009 , Seite 62

Ein Titel wie Klopfen gegen Lampenfieber macht neugierig. Was hat es damit auf sich? Zunächst hat es dieses Büchlein vor allem in sich. Auf 126 Seiten gibt der erfahrene Coach und Psychotherapeut praxisnahe Hinweise zum Selbst-Management, zum Umgang mit Aufführungsangst und zu den „Top Ten“ des positiven Auftrittserlebens.
Das kleine Buch liest sich flüssig, manchmal fast zu flüssig. Einige Formulierungen sind schon sehr flapsig gewählt, zum Beispiel „außerdem haben wir Menschen nun auch mal jede Menge Macken und Unzulänglichkeiten“. Aber diese kleinen „Macken und Unzulänglichkeiten“ sollen nicht den positiven Gesamteindruck schmälern, und Michael Bohne tritt ja auch nicht für den Literaturnobelpreis an.
Gut an dem Buch ist erstens, dass es von der jahrelangen praktischen Erfahrung des Autors lebt, zweitens sehr anschaulich die Methoden der energetischen Psychologie vermittelt und gleichzeitig unterhaltsam die Hintergründe erklärt, drittens nicht messianisch ein Rezept verkauft, sondern offen zahlreiche Zugänge anbietet, und viertens so strukturiert ist, dass jeder sich selbst helfen kann, ohne fünf Monate auf einen Vorstellungstermin beim Psychotherapeuten zu warten.
Früher dachte ich, dass die im Buch erklärte Klopfmethode pure Esoterik sei. Stimmt aber nicht, denn vielen Auftrittsangst-Patienten, die ich selbst mitbetreut habe, hat diese Methode geholfen. Was letztendlich (natur-)wissenschaftlich dahinter steckt, muss (noch) offen bleiben. Das Beklopfen bestimmter Körperpunkte bei gleichzeitiger gedanklicher Arbeit erinnert an hypnotische Techniken, an neurolinguistisches Programmieren und an kognitive sowie köperzentrierte Psychotherapie.
Die „Klopftechnik“ nimmt nur eines der fünf Kapitel ein. Ein weiteres Thema ist das Selbstwertgefühl. Und hier werden anschauliche Beispiele für die alltäglichen Selbstentwertungsmanöver dargestellt und Hilfestellungen zur Erhöhung der Selbstakzeptanz und zur Selbstwertsteigerung gegeben. Dies alles ist ebenfalls sehr bodenständig und praxisnah vermittelt. Mit besonderem Genuss habe ich die anschließenden „Top Ten positiven Auftrittserlebens“ gelesen, denn das sind Themen, die uns alle angehen. Für ein gutes Konzert ist es eben wichtig, dass man im Konzertieren einen Sinn erkennt, dass man im Spiel aufgeht, dass man seinen Auftritt aktiv mit positiver Zielsetzung gestaltet, dass man nicht in Opferrolle und Schülerhaftigkeit verfällt und dass man auf positive Erinnerungen an frühere Auftritte zurückgreifen kann.
Das Buch schließt mit lesenswerten Hinweisen zum kreativen Umgang mit Fehlern. Fehler gehören dazu, nur wird in unserer „Hoch“-Kultur eine unrealistische „Null-Fehler-Toleranz-Philosophie“ praktiziert.
Zusammenfassend ein kleines Buch, das es aber in sich hat und das ich rückhaltlos allen empfehlen kann, die sich mit Auftritten schwer tun, die das Gefühl haben, immer unter den Möglichkeiten zu bleiben, und die junge Menschen für Auftritte ausbilden.
Eckart Altenmüller

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