Schumann, Robert
Klaviertrios
Der in Hannover, Freiburg und Leipzig unter anderem von Karl-Heinz Kämmerling und Vitaly Margulis ausgebildete Pianist Hagen Schwarzrock, der Geiger Oliver Kipp, der in Hannover und in Berlin bei Thomas Brandis studierte, und die in Karlsruhe und Köln von Martin Ostertag und Claus Kanngiesser unterrichtete Cellistin Katharina Troe haben sich 1999 zum gemeinsamen Musizieren den Namen Hyperion-Trio gegeben. Bereits zwei Jahre später hat das Trio den Internationalen Johannes-Brahms-Wettbewerb gewinnen können. Auch einzeln sind die Mitglieder des Trios mit zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet worden.
Vorausschauend auf Schumanns im Jahr 2006 zum 150. Mal wiederkehrendes Todesjahr konzipierte das Ensemble im vorvergangenen Jahr an je vier Abenden in Hannover, Magdeburg und Leipzig eine Konzertreihe mit Schumanns drei Klaviertrios d-Moll op. 63, F-Dur op. 80 und g-Moll op. 110 einschließlich seiner Fantasiestücke op. 88. Schuberts B-Dur-Trio op. 99, die Frühfassung von Brahms H-Dur-Trio op. 8 und sein C-Dur-Trio op. 87, Mendelssohns d-Moll-Trio op. 49 sowie Clara Schumanns g-Moll-Trio op. 17 ergänzten damals die einzelnen Aufführungen. Im Schumann-Jahr selbst hat Thorofon alle diese Werke nun auch auf Tonträger veröffentlicht.
Neue Einsichten verschaffen die Aufnahmen des Hyperion-Trios allerdings nicht. Insbesondere Schumanns Trios leiden ein wenig unter der gestalterischen Einebnung ihrer musikalischen Vielseitigkeit. Im zweiten Satz des d-Moll-Trios wie beispielsweise in dessen Finalsatz, aber etwa auch im Kopfsatz des F-Dur-Trios wird das Ausdrucksspektrum mit seinen verschiedenen Ebenen und überraschenden Momenten eher geglättet, als dass es sperrig geweitet würde. Im dritten Satz des F-Dur-Trios vermisst man ein gespanntes Pulsieren und Federn seiner Akzente und auch dessen Finalsatz hätte ein schärferes Profil vertragen können. Im Einleitungssatz von Schumanns g-Moll-Trio reizt das Ensemble dessen Entwicklungspotenzial nicht genügend aus, im zweiten wäre noch um einiges mehr Schubkraft vonnöten gewesen. Gedanklich etwas zu flach blieb der dritte Satz und im Finalsatz hätte man sich ein impulsiveres Zupacken gewünscht.
Auch in den Trios von Schubert, Mendelssohn, Clara Schumann und Brahms kann das Hyperion-Trio den etwas risikoscheuen Eindruck nicht wesentlich korrigieren. Leidenschaftlicher und tonlich farbkräftiger, aber etwa im Scherzo zugleich auch noch um einiges duftiger hätte man sich die Darstellung von Mendelssohns d-Moll-Quartett vorstellen können, und die von Brahms verworfene frühe Fassung seines H-Dur-Trios entlarvte deren Schwächen doch mehr als nötig. Im Kopfsatz mangelt es der Interpretation des Hyperion-Trios nicht nur an der Balance des gedanklichen Bogens, sondern auch an klanglicher Präsenz. Wenig Anlass zur Kritik bietet hier das Scherzo, eine prägnante, wenn auch nicht unbedingt mitreißende Klanggebung findet das Ensemble für dessen geheimnisvollen Tonfall. Im Adagio non troppo aber bleiben Architektur und musikalische Figurenbildung etwas blass und im Finalsatz hätte ein spritzigerer Gestus der Formulierung gewiss zu einem plastischeren Profil verhelfen können.
Thomas Bopp