Schumann, Robert / Felix Mendelssohn Bartholdy
Klavierquartett op. 47 / Sextett op. 110 / Adagio aus dem Klavierkonzert Nr. 2 für Klavier und Streichquintett
Alles nur Jubiläum? Keinesfalls! Diese im wundervoll renovierten Bibliothekssaal des Klosters Polling aufgenommene CD hat alles, was eine spannende Kammermusikveröffentlichung ausmacht: Die richtige Mischung aus bekannt und unbekannt, eine Ersteinspielung und sechs Musiker, die wirklich alles geben, um mit drei Werken der Jubilare des vergangenen und dieses Jahres zu überzeugen.
Das bekannte Werk im Programm von Margarita Höhenrieder und dem Gewandhaus-Quartett ist das Klavierquartett in Es-Dur op. 47 von Robert Schumann. Die Mitglieder des Leipziger Gewandhausorchesters und die Münchner Pianistin spielen das seinerzeit von Clara Schumann, Ferdinand David und Niels Gade in der Pleiße-Stadt aus der Taufe gehobene Stück genau so, wie es klingen soll: ernsthaft im Miteinander, stilvoll in der Tongebung, leicht im Diskurs der Stimmen und die keinesfalls zu vernachlässigende Virtuosität nie zum vordergründigen Selbstzweck machend. Gerade die Tongebung und die Leichtigkeit beim Zeichnen der gesanglichen Linien durch die vier Musiker überzeugen restlos. Vom geheimnisvollen, schön zurückgenommenen knappen Beginn des Kopfsatzes und der nachfolgenden federnden Ausformung des Allegros über das wirbelnde Scherzo und ein äußerst gesangliches Andante bis hin zum virtuosen Vivace-Finale ist hier alles Hochgenuss.
Absolut überzeugend auch das eher unbekannte Werk der CD. Felix Mendelssohn Bartholdys Sextett für Klavier, Violine, zwei Bratschen, Cello und Kontrabass aus den frühen Jahren des Komponisten spielt das bayerisch-sächsische Ensemble mit viel Elan, größtem Können und sehr konzentriert. Der Eingangssatz dieses Klavierkonzerts für die Kammer beginnt zügig und lässt im Verlauf nur minimal an Spannung nach. Die beiden Binnensätze werden dann äußerst kontrastreich angelegt. Einem gut durchgeformten Adagio folgt ein fast schon ungestümes, brillantes Menuett. Brillant darf dann auch insbesondere das Spiel Margarita Höhenrieders im Finalallegro genannt werden. Allerdings stehen ihr die Herren Streicher aus Leipzig bei ihrem Hausgott Mendelssohn in Sachen Impulsivität in nichts nach. Bis zur rasant genommenen Stretta funkelt und blitzt dieses Sextett.
Wie um den fast überbordenden Schwung dieses Kehraus wieder etwas einzufangen, liefert die Zugabe auf dieser CD mit dem Adagio aus Mendelssohns zweitem Klavierkonzert eine Novität, die distinguierte Zurückhaltung und Klangschönheit harmonisch vereint. Das von Ingfried Hoffmann auf Anregung von Margarita Höhenrieder erstellte Arrangement überträgt den Orchestersatz des Klavierkonzerts dabei sehr überzeugend auf die Quintettbesetzung. Und die Pianistin und ihre Streicherkollegen finden auch hier wieder die genau richtige Balance und Abstimmung.
Daniel Knödler