Strauss, Richard / Wolfgang Amadeus Mozart

Klavierquartett c-Moll op. 13 / Klavierquartett Es-Dur KV 493

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Whopee WR 61478
erschienen in: das Orchester 12/2004 , Seite 92

Sie passen zusammen, diese beiden Werke: Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierquartett Es-Dur KV 493 und Richard Strauss’ Klavierquartett c-Moll op. 13. Denn aus der Geschichte und der Biografie ist bekannt, dass der Münchner dem Salzburger ein großes Kompliment machte: „Die Mozart’sche Melodie ist, losgelöst von irdischer Gestalt, das Ding an sich, schwebt… zwischen Himmel und Erde.“
Das könnte der Leitspruch des Valentin Klavierquartetts gewesen sein, denn auch dieses tüchtige, junge, das nervige Element in den Mittelpunkt rückende Quartett legt seinen Klang ganz in der melodischen Erdenferne mozartscher Melodieseligkeit an. Man treibt dem Himmel, den Gefühlen, der Seele, der Sehnsucht zu und lässt sich in paradiesischer Problemlosigkeit nieder. Um es weniger poetisch auszudrücken: Bei Mozart atmet das Harmoniesystem von Inka von Puttkamer (Violine), Isabel Lhotzky (Klavier), Minako Uno (Viola) und Hanno Kuhns (Cello) reine Luft der Wiener Klassik.
Dieses Quartett, gefördert und geschult von erstklassigen Lehrern und Vorbildern wie Trio Fontenay, Amadeus- und Borodin-Quartett, wurde mit einem Stipendium der Alfred-Toepfer-Stiftung ausgezeichnet. Diese Nachricht kam just an einem 14. Februar an. So entschied man sich aus Dankbarkeit, dem Valentinstag eine kammermusikalische Note zu geben. Das Valentin Klavierquartett hat die Gründung 1996 nie bereut – seit jenem Datum etablierten sich die damaligen Hamburger Musikstudierenden auf Anhieb in der internationalen Spitzenklasse.
Und dieses Prädikat bestätigen die vier Musiker/innen in beiden Interpretationen. So apollinisch klar die drei Mozart-Sätze ablaufen, so bewegt und leidenschaftlich geht die Formation an den „frühen Strauss“. Denn das Stück entstand bereits, als Strauss – von Vorbildern wie Schumann oder Brahms deutlich geprägt – erst zwanzig Jahre alt war. Die Reife, die aus dem Werk spricht, berührt und beeindruckt zugleich. Strauss hat bekanntlich nicht viele Kammermusik-Stücke geschrieben, doch dass er diese Kunst der Feinabstimmung und des transparenten Klangs beherrschte, wird hier artikuliert. Vor allem gilt dies für das Finale, in dem das Valentin-Quartett die typisch Strauss’schen Wendungen blühen lässt wie einen „programmatischen“ Orchestersatz. Die Musiker/innen tauchen tief ein in die romantische Seele, zu der in diesem Op. 13 auch mal schalkhafter Humor oder balladenhafter Schicksalsakzent gehört. Strauss ist bereits in diesem frühen Opus nicht auf einen schlichten Nenner zu bringen.
Bei Mozart ist man sowieso geneigt, dessen frühen Adel gerade im Umgang mit kammermusikalischen Entwicklungen und Variationen anzuerkennen. Denn auch diese Es-Dur-Komposition, die festliche Feiermusik und unbeschwerte Leichtigkeit ineinander fließen lässt, erhebt Mozart auf den Kammermusik-Sockel. Die Disziplin, die Klanglebendigkeit, die Freude am Musizieren eint die Valentin-Crew. Man hört sofort gern zu.
Jörg Loskill

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