Beethoven, Ludwig van

Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15/Große Fuge op. 133 / Sechs ländlerische Tänze

Rubrik: CDs
Verlag/Label: ebs records 6119
erschienen in: das Orchester 06/2007 , Seite 78

Das 1950 gegründete Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim ist einer der wenigen Klangkörper seiner Art, der der Konkurrenz durch projektbezogen arbeitende Formationen und Originalklang-Ensembles getrotzt hat und nach wie vor als „Full-Time“-Kammerorchester arbeitet. Stilistische Vielseitigkeit und technische Kompetenz sind gewiss die tragenden Säulen dieses Erfolgs.
Mit seiner neuen CD stellt das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim sein Niveau bei Werken von Ludwig van Beethoven unter Beweis – und damit bei einem Repertoire, das ebenso die großen Sinfonieorchester wie seit langem auch die Originalklangszene fest im Griff haben. Eine Herausforderung also für das „Südwestdeutsche“ unter Vladislav Czarnecki, der von 1986 bis 2002 Leiter des Orchesters war und in den Jahren 1999 und 2000 die vorliegenden Aufnahmen dirigierte.
Im Fall der Einspielung des ersten Klavierkonzerts C-Dur op. 15 von Beethoven bietet die CD eine aparte Bearbeitung des viel gespielten und oft aufgenommenen Werks: eine Fassung für Klavier und Streicher des Komponisten und Dirigenten Vinzenz Lachner (1811-1893). Es gelingt Czarnecki mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester sehr gut, den eigenständigen Charme dieser Version wirkungsvoll zu entfalten und die fehlenden Bläserstimmen durch ein erlesen klangschönes, transparentes und in der Artikulation ausgesprochen differenziertes Spiel auszugleichen.
Solistin ist Dina Ugorskaja, die Tochter des russischen Pianisten Anatol Ugorski. Sie spielt mit perlender Brillanz, feiner Akzentgebung sowie einem klaren und subtil modellierten Ton. Dazu hat ihr Vortrag mitreißenden Elan, feurige Energie und rhythmische Spannkraft – und das immer verbunden mit einem ausgeprägten Formgefühl.
Die Große Fuge op. 133 in der Orchesterfassung ist der zweite Schwerpunkt dieser Beethoven-CD. Das Südwestdeutsche Kammerorchester musiziert das exzeptionelle Werk in schlüssiger Weise und entfaltet die komplexe Struktur prägnant, geradlinig und mit großer Übersicht. Fasslichkeit ist hier das vorherrschende Prinzip. Auch die weit gespannte Dynamik wird überzeugend zur Erhellung des polyfonen Geflechts eingesetzt. Dank des facettenreichen, hoch kultivierten Spiels und unterstützt durch die vorzügliche Surround-Sound-Aufnahmetechnik (Tonmeister: Reinhard Geller) werden viele oft unterbelichtete Details hörbar.
Gleichsam als Zugabe sind auf der CD dazu noch Beethovens Sechs ländlerische Tänze WoO 15 aus dem Jahr 1802 zu hören – und das in frischen und beschwingten Wiedergaben.
Karl Georg Berg