Mozart, Wolfgang Amadeus
Klarinettenkonzert / Sinfonia concertante / Symphonie Nr. 29 KV 201
Es war eine Idee von Herbert von Karajan, die Ausbildung des Orchesternachwuchses für die Berliner Philharmoniker selbst zu organisieren. Grund: Die meisten Absolventen der Musikhochschulen waren zwar technisch und somit solistisch gut ausgebildet, für den Orchesterbetrieb jedoch nicht ausreichend vorbereitet. Mit der 1972 gegründeten Orchesterakademie war man in der Lage, gute Nachwuchsmusiker im Einzelunterricht, in Kammermusikformationen und in der Gemeinschaft mit den Spitzenmusikern in den Beruf hineinwachsen zu lassen. Im kommenden Jahr wird diese damals absolut innovative Einrichtung bereits vierzig Jahre alt.
Zufälligerweise genau im Gründungsjahr wurde der vielseitige Arzt, Geiger und Kulturmanager Stephan Frucht geboren, der bei Sony Music als Dirigent unter Vertrag steht. Unter seiner Leitung entstand die neueste CD der Orchesterakademie mit drei Werken von Mozart, die als gemeinsamen Nenner die Tonart A-Dur haben. Mit zwei Standardwerken der großen Orchesterliteratur gilt es sich auf dem hart umkämpften CD-Markt zu behaupten: Da steht am Anfang das Klarinettenkonzert KV 622 mit dem Soloklarinettisten der Berliner Philharmoniker und Dozenten der Orchesterakademie Wenzel Fuchs als Solisten, der seinem Part natürlich nichts schuldig bleibt. Zum Schluss die Sinfonie KV 201 von 1774, also aus der Salzburger Zeit.
Musikalisch bewegt sich das durchaus in der Oberliga, die neuen Aufnahmen verbreiten Intensität und Hochspannung. Die technischen Fähigkeiten der jungen Musiker addieren sich in den schnellen Sätzen zu einem prickelnd leichten Erlebnis, im Adagio des Konzerts und im Andante der Sinfonie aber spannen sie einen weiten Horizont der Emotionen auf.
Das Werk in der Mitte ist eher eine Rarität: die Rekonstruktion eines Satzes aus einer Sinfonia concertante, im Köchelverzeichnis unter 320 e zu finden. Das Werk ist 1779 ebenfalls in Salzburg entstanden unter dem Titel Sinfonia concertante a tre Stromenti Violino, Viola, Violoncello. Man weiß nicht, ob weitere Sätze geplant waren. Bemerkenswert ist immerhin, dass hier auch einmal das Cello bei Mozart solistisch eingesetzt wird. Das solistische Streichtrio besteht aus den drei prominenten Musikern Radoslaw Szulc, Hartmut Rohde und Bernhard Hedenborg, die den Allegro-Satz mit einem ausgeprägten Sinn für intelligente Phrasierungen und brillant pointierten Solostellen beleben. Zu den Streichern im Orchester kommen nur zwei Oboen und zwei Hörner.
Die neue CD beweist es: Um den Orchesternachwuchs in Berlin muss man sich keine Sorgen machen. Etwas lieblos gemacht ist dagegen das nur einsprachige Booklet. Man erfährt etwas über die Werke und den Dirigenten, nicht aber über die Orchesterakademie als solche und die Solisten. Hier hätte man sich wirklich etwas mehr Mühe geben können.
Wolfgang Teubner


