Heller, Barbara

Klangblumen

17 Stücke für Harfe solo

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2011
erschienen in: das Orchester 02/2012 , Seite 70

Anlässlich des 75. Geburtstags der Komponistin und Pianistin Barbara Heller gab Schott weitere Werke von ihr als Neuerscheinung heraus, darunter Klangblumen für Harfe solo.
Barbara Heller studierte Musik in Mannheim und war Schülerin von Harald Genzmer in München. Sie arbeitete mit bildenden Künstlern zusammen, komponierte in Kollektivprojekten, experimentierte mit Tonbandcollagen und grafischer Notation. Für Kinder und Jugendliche schrieb sie viele einfach spielbare Werke, so auch Klangblumen, in herkömmlicher Notation verfasst. Die Komposition entstand 2009 und wurde von Schott in den verschiedensten Besetzungen herausgegeben. Bei einem Konzert in Berlin lernte Barbara Heller die Harfenistin Domenica Reetz kennen und bat sie zu prüfen, ob ihre Klangblumen auch auf der Harfe spielbar seien. So entstand diese mit Pedalbildern, Pedaleinzeich­nungen und Fingersätzen versehene Neuausgabe.
Klangblumen besteht aus 17 kurzen Sätzen, betitelt wie „Zarte Blume“, „Ackerwinde“, „Abendlied“, „Gräser im Wind“ und Ähnliches. Im Vorwort zur vorliegenden Ausgabe schreibt Domenica Reetz u.a., dass jedes Stück auf einem besonderen Schwerpunkt basiert, z.B. einem bestimmten Intervall, einer ostinaten Begleitstimme zur Melodie oder einer bestimmten Geste.
Für mich bedeuten nun die Klangblumen für Harfe solo leider ein unbefriedigendes Werk. Ich vermisse typische Spielweisen der Harfe: Akkorde, Arpeggien, Dreiklangsfolgen. Zu selten wurden sie von der Komponistin eingesetzt. Hingegen wären diese Spielelemente für die Stücke eine musikalische Bereicherung. Muss der Harfenspieler viel Einzeltöne spielen, kann es zuweilen sehr spitz klingen und somit den Hörer nicht befriedigen. In all diesen Dingen hätte Domenica Reetz die Komponistin beraten müssen. Sie wäre ihr gewiss dankbar dafür gewesen. Ich kenne aus eigener Erfahrung solche Zusammenarbeiten, und immer trugen sie sowohl inhaltlich als auch spieltechnisch positive Früchte.
Kritik bleibt mir auch am Korrekturlesen nicht erspart. Bei den eingezeichneten Pedalbildern muss ich reichlich Ungenauigkeiten, ja sogar Fehler feststellen. Außerdem stehen viele Pedaleinzeichnungen in den Noten zu früh: so z.B. in Nr. 3, Takte 58 und 59, oder in der Nr. 4, Takte 45 bis 50. Da nicht abgedämpft wird, hört man durch zu früh gefordertes Pedaltreten zwangsläufig unangenehme Tonrutscher. Gravierende Unzulänglichkeiten treten in der Nr. 15 auf. Die linke Hand spielt im simile ständig die Töne Ges, As, B, Des, Es. Da die rechte Hand nur Quinten spielt, klingen sie oft vermindert, was von der Komponistin sicherlich nicht beabsichtigt war. Schließlich müssen in Nr. 16 bei nur einzeln zu spielenden Tönen zu oft Pedale getreten werden.
Bei all diesen negativen Feststellungen frage ich mich nach dem Sinn dieser Harfenausgabe. Eine Überarbeitung der Klangblumen wäre allseitig von Nöten.
Marion Hofmann