Jeux à Deux

Recital for Flute and Harp

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 11196
erschienen in: das Orchester 06/2011 , Seite 78

Kombinationen von Instrumenten, deren Klangeigenschaften schon beim ersten Hören geradezu symbiotisch anmuten, finden sich am leichtesten innerhalb einer Gattung; im Falle von Querflöte und Harfe könnten die Arten der Klangerzeugung unterschiedlicher nicht sein. Und doch haftet beiden Instrumenten ein für den Zusammenklang idealer Gestus an, der freilich auch nicht nur positive Seiten hat: Ob der großen Harmonie zwischen den beiden Instrumenten besteht auch das Risiko, klanglich ins Belanglose abzudriften, zu sehr im Ätherischen zu bleiben und so gleichsam dahinzuplätschern.
Diesem Risiko weitestgehend entkommen sind trotz musikalisch überzeugend hörbaren Gleichschwangs Michael Martin Kofler (Flöte) und Regine Kofler (Harfe), die in ihrer CD Jeux à Deux einen Einblick in ein konfliktarmes und daher auch sehr beliebtes Konzertrepertoire geben, das von Johann Sebastian Bach bis Marc Berthomieu einen Bogen über die Jahrhunderte spannt, also musikalisch Vielfältiges verspricht. Kompositorisch wird dieses Versprechen trotz überwiegender Bearbeitungen für diese Inst­rumentenkombination leicht gehalten. In klanglicher Hinsicht sei jedoch trotz atemberaubender Perfektion der Einspielung Kritik gestattet: An sich wäre der warme, volle, angenehm leicht holzige und so in die Traversière-Richtung weisende Ton, den Kofler schon zu Beginn der CD als richtungsweisendes Ideal ansetzt, auch für Bach absolut geeignet, jedoch gerade in der Sonate in C-Dur BWV 1033 wirkt das Spiel zu glatt, zu belanglos. Auch ist hier die Harfe ob des ohnehin nicht sehr signifikant komponierten Continuos sicher nicht die ideale Gefährtin, kann Regine Kofler in ihrem an sich auch perfekten Spiel der Sonate keine charakteristischen Akzente hinzufügen.
Das wäre aber schon der einzige echte Wermutstropfen auf der CD. Ob der Plauderton, der spieluhrartig Mozarts Andante in C-Dur KV 315 sehr gut bekommt, auch der „richtige“ für Chopins Variationen über ein Thema von Rossini ist, zeigt sich im faszinierenden Wandel im Verlauf der Variationen; endgültig überzeugt von der makellosen Unfehlbarkeit auch des künstlerischen Anspruchs ist man dann spätestens ab Iberts Pièce für Soloflöte bzw. Entr’acte für Flöte im Dialog mit der Harfe – das Hören wird durch die großartige Kunst beider Interpreten zu einem steten Vergnügen.
Ein anderes Problem entsteht angesichts der vielen Bearbeitungen auf der vorliegenden Einspielung: Die Aufnahme erhält einen Hauch des „Easy-Listening“ und bedient so ein nicht nur positives Zeitgeistphänomen. Natürlich sollte es generell möglich sein zu spielen, was einem gefällt – die Musikgeschichte ist voll von diversen mehr oder weniger gelungenen Bearbeitungen in nahezu jedem Genre. Aber angesichts der so überzeugend dargebotenen Meisterschaft der beiden Interpreten wäre es doch mehr als wünschenswert, sie mehr an „Originalschauplätzen“ ihrer Instrumente anzutreffen. Wie wäre es mit einigen Auftragskompositionen für das Kofler-Duo Flöte/Harfe?!
Christina Humenberger

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